19/5 Habe Wurm!
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:52 |
Eine alte Geschichte ist mir wieder eingefallen. Zufällig bin ich auf einen Ratgeber-Beitrag gestossen darüber, wie man Schädlinge in der Küche loswerden kann. Das Tröstliche an der Botschaft ist, dass solche Vorrats-Schädlinge nicht zwingend die Folge von mangelnder Hygiene in der Küche sein müssen, obwohkl natürlich der Befall in einem Messi-Biotop eher logisch erscheinen würde.
Wir wohnten damals in einer Genossenschafts-Siedlung und zwei Stockwerke unter uns lebte eine alleinerziehende Balkan-Mutter (aus dem damals noch existierenden Vielvölkerstaat Jugoslawien). Sie war ein geselliges Wesen und wenn man auf dem Nachhauseweg nicht im Sturmschritt die Treppen hoch sauste, lief man Gefahr, auf ein Apéro-Schnäpschen in ihre Wohnung gerufen zu werden und nach dem von ihr strikt vertretenen Prinzip, dass man „auf einem Bein nicht stehen“ könne, folgten diesem meist noch einige weitere.
Sie war eine leidenschaftliche Schnäppchenjägerin und wurde nicht müde, uns die Vorzüge des Einkaufs ennet der Landesgrenze zu preisen (das war noch vor der Zeit des Franken-Hochs, schon damals war der Einkauf „drüben“ sensationell günstig). Von ihren Expeditionen ins Kaufparadies kam sie zurück mit Unmengen an Fleisch, Zucker, Mehl, Teigwaren… alles viel, viel günstiger als bei uns.
Die Vorrätete hortete sie in der Küche, bis sie zur nächsten Exkursion aufbrach. Einmal, es hatte schon eingedunkelt, stand sie plötzlich vor unserer Wohnungstür und läutete Sturm. Sie war aufgelöst und ausser Atem vom Treppensteigen und keuchte mit letzter Kraft: Habe Wurm!!! Brauche Hilfe!
Um dieser Botschaft auf den Grund zu gehen, stiegen wir nach unten in ihre Wohnung. Und siehe da: die Fenster des Wohnzimmers, in dem sich die Küchen-Nische befand, waren bedeckt mit einer Schicht von feinen, weissen Würmchen, die sich aneinander schmiegten und durcheinander wuselten, auf der Suche nach einem Ausweg ins Freie… es waren die kleinen, halbwegs durchsichtigen Maden der Haushalt-Motte, die vorzugsweise ihre Eier in Mehlvorräte legt.
Der Befall war so intensiv, dass keine andere Lösung blieb, als einen städtischen Kammerjäger zu verständigen, der die ganze Wohnung versiegelte und für zwei Tage unter Gas setzte. Die Mutter mit ihren beiden Töchtern musste während dieser Zeit ins Hotel dislozieren. – Masseneinwanderung von Würmern, fern von jeder Kontingentierung… um den Preis der vergünstigten Vorratshaltung. Schade um all das Mehl und all die anderen billigen Lebensmittel, die in den Abfall wandern mussten.