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Von Heinrich von Grünigen um 17:28 |
Nicht gerade ermutigend. Eine prospektive Studie im Auftrag der Weltgesundheits-Organisation WHO hat sich mit der Frage befasst, wie es in den Ländern Europas bis im Jahr 2030 punkto Adipositas und Übergewicht bestellt sein werde. An einem Kongress in Amsterdam hatte Dr. Laura Webber auws London die Resultate der verschiedenen Hochrechnungen aufgrund der bekannten Fakten aus 53 Ländern im europäischen Raum präsentiert.
Das Resultat ist ernüchternd: in sämtlichen Ländern hält der Trend des Wachstums der Anzahl übergewichtigr und adipöser Menschen an, wenn auch unterschiedlich stark. So berechnet man für Irland im Jahr 2030 einen Anteil von 90% an übergewichtigen und adipösen Bürgern, in Tschechien würeden es 80% sein und in England 75%! Die tiefsten Werte weisen Belgien und die Niederlande auf mit 44 bzw. 47%. – Adipositas-Betroffene mit BMI über 30 wird es in Irland 58% geben, in Griechenland 40% und un England 35%… am wenigsten in Rumänien (10%).
Erstmals stellen die Forscher einen kausalen Zusammenhang her zwischen der Marktordnung und dem künftigen Ausmass von Übergewicht und Adipositas in der Bevölkerung. Besonders hoch sind die Anteile in jenen Ländern (England, Irland), in denen eine liberale und wenig regulierte Marktwirtschaft herrscht. Hier führe das kaum kontrollierte Streben nach maximalem unternehmerischem Gewinn in der Lebensmittelindustrie zwangsläufig zu einer „Über-Konsumation“, während in Ländern mit einer einschränkenden Gesetzgebung wie Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Schweden die Werte deutlich tiefer liegen werden.
Es sei, sagen die Forscher, nun dringend politisches Handeln gefragt.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:13 |
Seit letzter Woche bewegt ein neuer Dokumentarfilm Amerika. Auf seinem Plakat prangen zwei überzuckerte Schoko-Linsen, die aussehen wie M&Ms (die scheints jeder haben will), die jedoch die Buchstaben f und u aufgedruckt haben, kurz für Fed Up (ich habe genug, bin übersatt). Dabei geht es ums Thema Zucker und dessen Omnipräsenz in allen verarbeiteten Lebensmitteln sowie die Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen, aufs Übergewicht und um die Methoden, mit denen die Lebensmittelindustrie ihre Gewinnziele verfolgt, unbekümmert um die fatalen Nebenwirkungen ihres Handelns.
Der offizielle Trailer zum Film dauert zweieinhalb Minuten und ist eine eindrückliche Zusammenfassung der Botschaft. Die Filmkritik im RollingStone braucht starke Worte: der Streifen stelle jeden Katastrophenfilm in den Schatten, wenn es um Massenvernichtung gehe… Godzilla könne einpacken und sei harmlos im Vergleich zu den verheerenden Auswirkungen des US-Essverhaltens. Der Film fokussiert auf die dicken Kinder und kritisiert sowohl die Lebensmtitelindustrie als auch die Politik, welche durch eine lasche Gesetzgebung die Auswüchse in den verarbeiteten Nahrungsmitteln überhaupt möglich macht.
Ich bin gespannt, wie die Diskussion hierzulande verläuft, wenn/falls der Film auch in unsere Kinos kommt. – Nebenbei: die beiden Buchstaben f und u könnten auch stehen für: fuck you!
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Von Heinrich von Grünigen um 16:03 |
Es bleibt uns nichts erspart. Eben noch war man sich einig, dass allzu viele künstliche Zusätze in unseren Lebensmitteln eine Gefahr für die Gesundheit und vielleicht ein Risiko für Übergewicht bedeuten könnten. Und nun hören wir, dass laut Experten die Nanotechnologie z. B. in Backwaren im Vormarsch sei.
„Nano“ ist das unsichtbar winzig Kleine, mikroskopische Strukturen, die wie Werkzeuge wirken können, im Innern von Dingen und Körpern… künstlich erzeugt, um einen Effekt zu erzielen, den es ohne sie gar nicht gäbe… Und nun fragen wir uns natürlich, was das denn in Backwaren zu suchen habe?
Wenn ich den Bericht über die Ausführungen von Carole Kohler im Rahmen einer Fachtagung, die letzte Woche in Genf stattfand, richtig verstanden habe, geht es darum, dass es in den kommenden Jahren vermehrt möglich sein wird, mit Hilfe der Nanotechnologie Aromastoffe und andere Substanzen ins Gebäck einzubacken, die dann im richtigen Augenblick erst freigesetzt werden und so einen unverwechselbaren Geschmackseffekt auslösen können…
Was soll die Mikro-Mechanik zwecks Geschmacksmanipulation im täglichen Brot? Mit gemischten Gefühlen erinnere ich mich an die frühen Jahre meiner Kindheit. Die Schweiz war im Krieg isoliert, Lebensmittel waren knapp. Frisches Brot durfte nicht verkauft werden, damit nicht zu viel davon aufs mal gegessen würde. Oft blieb es so lange, bis es Fäden zog und säuerlich schmeckte. Und noch später, im Landdienst, erinnere ich mich daran, dass die Vierpfund-Brote, das auf dem Bauernhof einmal im Monat im grossen Ofen gebacken wurden, auf einem aufgehängten Brett im Keller (damit die Mäuse nicht daran kamen) aufgereiht wurden, 30 Stück, für jeden Tag eins… und an deren Konsistenz liess sich jeweils feststellen, wann der Monat wieder zur Neige ging. Da wusste man nichts von geschmacklicher Raffinesse, um den Konsum anzukurbeln und war froh, dass man etwas zwischen die Zähne bekam.
Das Gespenst der Genmanipulation geht um in Europas Landwirtschaft… die Nanotechnologie in den Lebensmittelfabriken wirft erst ihren Schatten voraus. Bleiben wir wachsam!
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Von Heinrich von Grünigen um 17:48 |
Eigentlich wäre es simpel. Ein Kollege hat kürzlich, als wir über die Frage debattierten, wie wir am besten die „guten“ Lebensmittel gegenüber denen kennzeichnen könnten, die „nicht unproblematisch“ sind (richtig „schlechte“ gibt es ja nicht), auf die franko-kanadische Ernährungsplattform Le Nutritionniste Urbain hingewiesen.
Der Verfasser dieses „Nutrionniste“ hatte dort fünf Regeln zitiert, die von der US-Ernährungsspezialistin Marion Nestlé aufgestellt worden waren. Wer sich beim Einkaufen im Supermarkt daran halten würde, könnte davon ausgehen, dass er „gesund“ lebt. Sie lauten:
- Vermeide alle Lebensmittel, die mehr als 5 Zutaten enthalten.
- Vermeide alle Zutaten, deren Namen du nicht aussprechen kannst.
- Vermeide künstliche Zutaten.
- Vermeide Lebensmittel, auf deren Verpackung eine Person abgebildet ist.
- Vermeide alle Lebensmittel, auf denen steht, sie seien gesund.
Klingt einfach, ist aber nicht ohne, wenn man sich mal die Mühe nimmt, mit diesen fünf Grundsätzen im Kopf durch die Regale zu gehen. Vieles, das man sich bisher ohne viel zu überlegen in den Einkaufswagen gepackt hat, darf nicht mehr erstanden und verspeist werden… Von manchen lieb gewordenen Nahrungsmitteln bzw. Produkten heisst es Abschied zu nehmen.
Die Auswahl bleibt immer noch riesig, aber wie gross das Angebot sein wird, das diesen fünf Kriterien standhält, ist eine offene Frage, die sich nur durch einen praktischen Test beantworten lässt. Auf dem Frischmarkt hat man das Problem wohl weniger. Und vielleicht fällt einem die Wahl im Reformhaus ebenfalls leichter… – Als erstes wäre wohl ein Kontrollblick in den Kühlschrank fällig. Wer wagt’s?
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Von Heinrich von Grünigen um 17:43 |
Ewiges Thema: Steuern auf „ungesunden“ Lebensmitteln. Weltweit steht diese Forderung oben auf der Liste der zu treffenden Massnahmen, um die Adipositas-Epidemie in den Griff zu bekommen. Zahlreiche Versuche wurden in verschiedenen Ländern bereits unternommen, mit mehr oder weniger Erfolg. In manchen Ländern ist man schon wieder davon abgekommen. Besonders fragwürdig ist die Sache, wenn solche Steuern primär zur Bereicherung der Staatskasse erhoben werden und nicht, um Mittel für begleitende Kampagnen zu generieren.
Jetzt haben Wissenschafter in England mit einer Modell-Berechnung neue Erkenntnisse gewonnen. Sie haben durchgerechnet, wie weit die Preise etwa für gezuckerte Getränke oder für gesättigte Fette angehoben werden müssten, damit dies eine spür- und messbare Veränderung an der Adipositas-Front bewirkt.
Am Beispiel der Süssgetränke: wenn diese 20 Prozent teurer wären, hätte das einen Langzeiteffekt auf die Adipositas in der Grössenordnung von 1,3 Prozent und auf die Verbreitung von Übergewicht von 1,9 Prozent. Dies ist im Blick auf die gesundheitlichen Aspekte praktisch vernachlässigbar. Um wirklich einen gesundheitförderlichen Effekt zu erzielen und den Konsum deutlich zu drosseln, müssten die Preise so weit angehoben werden, dass die Konsumenten nicht mehr willens oder in der Lage sind, sie zu bezahlen.
Und das unterscheidet die Lebensmittel z.B. vom Tabak: Essen und Trinken sind lebensnotwendig. Steigen die Preise massiv an, trifft dies vor allem die ärmere Bevölkerung, die ohnehin bereits mit Gewichtsproblemen kämpft. Tabak hingegen ist ein Genuss- und Suchtmittel. Dort sollen Steuern und erhöhte Preise zum Verzicht führen.
Über den Preis lässt sich der Lebensmitlkonsum nicht so steuern, dass dies gesundheitsrelevante Auswirkungen hätte, so lautet das Fazit des englischen Forschungsprojektes. Bleibt denn am Ende nur die Option, dass gewisse „böse“ Produkte gar nicht mehr zum Verkauf zugelassen werden? Da öffnen sich neue Kriegsschauplätze.
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Von Heinrich von Grünigen um 21:20 |
Nun hat das Masseneinwanderungs-Virus auch das Gesundheitswesen erreicht. Am Rande eines Gesprächs mit Leuten, die auf nationaler Ebene für die gesetzlichen Regelungen im Gesundheitswesen und für die internationale Koordination derselben verantwortlich sind, war zu erfahren, dass die bisher bestens funktionierenden Kontakte zu Gremien und Kommissionen auf europäischem Niveau gekappt wurden – in der Folge des MEI-Entscheides.
Auch hier ist die Schweiz also zurückversetzt auf den Status eines Drittlandes ausserhalb des europäischen Kreises. An Tagungen und Kongressen darf sie noch gnädig dabei sein, allerdings nur als Beobachter und mit der Auflage, sich nicht zu Wort zu melden. Gemeinsame Forschungsprojekte und die Mitwirkung in Arbeitsgruppen sind sistiert.
Zum Glück bestehen gute Beziehungen auf persönlicher Ebene zwischen den Fachleuten, die sich im Lauf der Jahre gegenseitig kennen und schätzen gelernt haben. Sonst wäre unser Gesundheitswesen vom EU-Standard gänzlich abgeschnitten. Welche Langzeitwirkung diese unfreiwillige Isolation haben wird, ist schwer abzuschätzen. Die Hoffnung bleibt, dass sich das Verhältnis unter den Fachinstanzen im Lauf der Zeit wieder normalisieren könnte.
Den Volkstribun, der uns dass Ganze eingebrockt hat, braucht die mögliche Schädigung des Schweizer Gesundheitswesens nicht zu kümmern. Er kann sich und den Seinen jedes Angebot der Firstclass-Spitzenmedizin rund um den Globus kaufen. Lackiert ist der kleine Mann mit der allgemeinen Krankenkasse.
Auf dem Heimweg dann, am Bahnhof, verteilen junge Menschen im Auftrag der Migros Schokoladekugeln – als Werbung für ein Muttertags-Geschenk, das der Mama – laut Flyer – besser munden soll als ein Blumenstrauss. Wir sind beruhigt: die freie Marktwirtschaft funktioniert noch.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:41 |
Wir sind mit ihm aufgewachsen, mit dem kleinen roten Zipfelkappenmännlein. Es hat uns in vielerlei Formen begleitet. Am besten in Erinnerung ist mir ein Turnerlein: zwei hölzerne Stecklein, durch eine Querleiste verbunden, oben ein verdrehtes, elastisches Band, an dem ein Püppchen aus Karton hing, der Knorrli eben, und wenn man unten die Stecken ein wenig zusammendrückte, spannte sich oben das Seil, verdrehte sich und liess den Pappe-Knorrli halsbrecherische Turnübungen vollführen, bei denen er seine Gliedmassen lustig herumschlenkerte…
Seit geraumer Zeit taucht der Knorrli wieder in der TV-Werbung auf, listig überall dort, wo Suppen und Saucen angepriesen werden. Er hat seine Kochkelle in der Hand, klopft damit an den Tellerrand und eine Frauenstimme quiekt: DAS koche ich mir heute..!
Medial ist der kleine Suppenkaspar absolut auf dem richtigen Weg. Am aktuellen Nährmittelkongress in Cannes wurde dieser Tage von einer Spezialistin verkündet, dass Lebensmittelkonzerne, die am Markt erfolgreich sein wollen, sich eine spezielle, darstellbare „Persönlichkeit“ schaffen müssten, um in den Sozialen Medien – dabei geht es vor allem um Facebook, Twitter und Instagram – ein jüngeres Publikum zu erreichen, anzusprechen und als Konsumenten zu gewinnen.
Diese personifizierte Identität muss einen emotionalen Stellenwert haben, man muss ihr vertrauen, sie ins Herz schliessen: Liebenswürdigkeit ist dabei das Schlüsselwort, ganz egal, woraus das Lebensmittel besteht, das dso verkauft werden soll. (Da fällt mir doch spontan die gute Metzgermutter Egli ein, die in Schatten des Schlagererfolgs ihres Töchterchens flugs das gefüllte Pouletbrüstchen lanciert hat, um den Sympathiehype von der drallen jungen Sängerin auf die toten Hühnchenteile zu übertragen.)
Die Sozialen Medien seien, sagt die Expertin, nicht einfach eine quantitative Erweiterung des Marketings, sondern würden ganz neue Methoden und einen frischen Approach erfordern, um bei der Generation Y anzukommen. Und es ist davon auszugehen, dass dafür die besten Kräfte mobilisiert werden. Vielleicht lernen unsere Enkel in einem künftigen Lehrplan dereinst, wie mit dieser neuen Verkaufsmethode umzugehen ist.
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