24/6  Was kostet eine OP?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:18

Aus dem Beratungs-Alltag der SAPS. Auf dem Telefonbeantworter die Stimme einer aufgelösten Frau. Der Anruf kam abends kurz vor neun, die Anruferin spricht gebrochen deutsch mit einem Balkan-Akzent. Bitte rufen Sie mich morgen an wegen einem Magenband, ich bin richtig in Krise!

Eine Telefonnummer gibt sie nicht an, zum Glück zeichnet der Apparat die Nummern auf, es ist ein 77-er Handy. Ich rufe an. Eine andere Frauenstimme gibt Antwort. Ja, sagt sie, ihre Freundin habe telefoniert, es gehe darum, was kostst das, eine Magenband-Operation? – Ich erkläre, dass es verschiedene Eingriffe am Magen gebe und dass man zuerst genau abklären müsse, welche Operation im vorliegenden Fall wohl die beste wäre und dass die Kosten je nach Eingriff unterschiedlich ausfallen. Wie schwer und wie gross die Freundin denn sei?

Sie nennt mir die Zahlen und ich berechne dem BMI: er beträgt 27,4 – also „leichtes Übergewicht“. – Ich sage ihr, dass man Operationen am Magen erst bei einem BMI über 35 ausführt bzw. wenn eine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit durch Begleitkrankheiten bestehe und dass wohl keine seriöse Klinik bei diesem Gewicht eine Magenoperation durchführe. Im Hintergrund ruft jemand: Dann esse ich, bis ich auf die richtige Zahl komme…

Nein, sage ich, das würde ich nicht empfehlen, denn nach einer OP müsste sie lebenslang ihre Essgewohnheiten umstellen und mit dem Risiko rechnen, dass es ev. zu Komplikationen kommt, dass eine weitere Operation nötig wird…

Und was würde denn, fragt nun wieder die Frau am Telefon, ein Magenballon kosten? Auch den empfehle ich der Freundin nicht, denn der muss jeweils nach einem halben Jahr ersetzt werden und löst das Gewichtsproblem nicht auf Dauer. Jetzt höre ich ein fernes Klingeln. Da ist jemand an der Tür, sagt die Frau am Telefon, ich muss jetzt aufhängen.

Das macht sie dann auch. Und was ist jetzt mit der Krise?