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Von Heinrich von Grünigen um 17:57 |
Wer infolge von Ferien und Dauerregen reichlich Zeit vor dem Fernseher verbringt, dem brennen sich die Werbespots bei all ihrer unsäglichen Einfalt gnadenlos ins Hirn. Unglaublich offensiv wird dabei die Partnersuche beworben, auch wenn es immerdar die zwei gleichen Leute sind, die sich zu ihrem seligen Glück finden, dank einem elektronischen Dating-Portal.
Kein leichtes Spiel bei der Suche nach einer passenden Partnerschaft haben oft Menschen, die nicht der gängigen Norm entsprechen, sei es durch Behinderung, durch Krankheit oder durch ganz besondere Erwartungen und Vorlieben in allen Bereichen des menschlichen Daseins. Dazu gehört erfahrungsgemäss auch das Körpergewicht. Übergewichtige werden in unserem von falschen Schönheitsidealen geprägten Beziehungswettbewerb oftmals benachteiligt, ja gar diskriminiert.
Hier bietet eine spezielle Online-Börse gezielt Abhilfe an. Sie arbeitet grenzüberschreitend in Deutschland, Österreich und der Schweiz und erfasst eine Vielzahl von Eigenschaften und persönlichen Merkmalen, die bei der Suche nach einem passenden Partner oder einer Partnerin eine Rolle spielen können.
In diesem Sinne könnte es für einmal von Vorteil sein, sich innerhalb einer geschlossenen – und damit geschützten – Gesellschaft zu bewegen.
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Von Heinrich von Grünigen um 18:15 |
Die Innovation macht vor nichts Halt. Eine kleine Mitteilung ist mir heute aufgefallen. Da sucht ein Lebensmittelhersteller nach innovativem Knowhow um eine Verpackung und eine Speiseform zu erfinden, die es erlaubt, streichbare Lebensmittel so aus einem Behälter (Tube oder so) zu drücken, dass man kein Messer benötigt, um das Produkt zu verstreichen…
Diese gesuchte neue Form für die erleichterte Handhabung eines Lebensmittels regt zum Nachdenken an. Wir wissen ja von den Astronauten, die in den Raumstationen leben und lebten, dass sie ihre Nahrung in halbflüssiger Form zu sich nehmen müssen, direkt aus der Tube, weil sonst die Ragout-Stücklein, die Erbsen und die Hörnli einzeln durch die Schwerelosigkeit schweben würden…
Und wir wissen von den Patienten, die nicht mehr in der Lage sind, zu kauen und zu schlucken, dass ihnen mittels einer Sonde eine Nährlösung direkt in den Magen appliziert wird… aber was soll es bringen, wenn ich die Nutella, die Erdnussbutter oder die Streichleberwurst nicht mehr mit dem Messer aus der Dose holen und auf meinem Brot verteilen muss, sondern wenn dies alles aus einem zur Zeit noch unbekannten Applikator wie durch Zauberhand hervorquillt und sich selbsttätig verteilt… Denn es geht bei der Ausschreibung nicht nur um die Verpackung, sondern auch darum, durch die Zugabe von Hilfsstoffen die Konsistenz der Speisen zu verändern… allerdings ist noch nicht bekannt, wie.
Wem dient eine solche „Erfindung“? Ist sie gedacht für all die Gestressten, die rund um die Uhr am PC sitzen und keine Hand frei haben, um sich ihr Brötchen zu schmieren? Soll man dank dieser Entwicklung jederzeit und überall unauffällig eine halbkonsistente Speise zu sich nehmen können? Und wo, bitte, soll eine Marktlücke sein für solch ein Angebot?
Vielleicht fehlt mir die Phantasie. Uns hat in der Kindheit die gezuckerte Kondensmilch geschmeckt, die wir direkt aus der blau-weissen Tube gesaugt haben… Das Alu-Gebinde hatte den Vorteil, dass man nach einem kräftigen Zug bloss wieder in die Tube blasen musste, um zu erreichen, dass Mutter nicht auf den ersten Blick mitbekam, was wir angestellt hatten.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:18 |
Das Gift ist angekommen. Eine grosse Tageszeitung bringt es seitenlang ins Bewusstsein der Leserschaft: Giftstoffe gelangen täglich über die Verpackung in unsere Nahrung. Die Aus- und Nebenwirkungen auf unsere Gesundheit sind noch weitgehend unerforscht.
Vor sechs Jahren tauchten an internationalen Adipositas-Fachkongressen zum ersten Mal Studien auf, welche einen Zusammenhang belegten zwischen dem in zahlreichen Plastik-Stoffen verwendeten Weichmacher Bisphenol und dem Entstehen von Adipositas, da diese Chemikalie im Körper Hormon-ähnliche Stoffe freisetzt, die auf gewisse Stoffwechsel-Funktionen einwirken können und so die Kontrolle über das Essverhalten beeinträchtigen.
Die Meldung wurde in Fachkreisen diskutiert, aber von den populären Medien nicht oder bloss am Rande zur Kenntnis genommen. Nun hat die in Zürich ansässige Stiftung Food Package Forum eine Studie veröffentlicht, die belegt, dass in der Schweizerischen Gesetzgebung heute 175 Stoffe für die Lebensmittel-Verpackung offiziell zugelassen sind, die nachweislich gesundheitsschädigende Auswirkungen haben können. Das Gesetz hinkt demnach sowohl der Markt-Realität wie auch den Forschungs-Erkenntnissen der Wissenschaft hinterher.
Unser Glaube an die Unfehlbarkeit und die Allmacht des technischen Fortschritts hat uns immer wieder in die Irre geführt. Als ich vor einem halben Jahrhundert längere Zeit in England verbrachte, gehörten die klassischen „Fish and Chips“ zur Standard-Verpflegung, die an jeder Strassenecke erhältlich war. Eine herrlich archaische Speise, frittierte Fisch-Stücke mit Kartoffeln und Mayo, gereicht in einer Tüte, die aus einer aktuellen Zeitung geformt war, besprenkelt mit Zitrone und Salz. Die fettigen Fisch- und Kartoffel-Brocken lösten dunkle Farbe aus der Druckerschwärze und bildeten so – dies jedenfalls war mein Eindruck – den ganz spezifischen geschmacklichen Reiz dieses Snacks.
Als ich kürzlich wieder mal in London war, fiel mir auf, dass die Strassen-Verpflegung in die Neuzeit transferiert worden war. Die Häppchen waren kleiner und gleichförmig geworden, die selbst gefaltete Tüte aus original Zeitungspapier war ersetzt durch ein vorgefertigtes Gebilde aus plastifiziertem Papier, auf das eine Faksimile-Wiedergabe einer historischen Zeitung gedruckt war. Die Speisen kamen nur noch mit dem „sauberen“ Plastik in Kontakt… und der alte, heimelige und vertraute Geschmack von einst war weg.
Der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Ich habe keine Ahnung, wo das Risiko wohl grösser war: beim tagesaktuellen Ausriss aus dem Guardian mit seiner Druckerfarbe oder bei der mit Plastikfolie überzogenen Imitations-Tüte aus dem Labor… Und ich bin nicht der Meinung, dass „früher“ grundsätzlich alles „besser“ gewesen sei. Aber je mehr wir in eine sterile Industrie-Welt hinein gezogen werden, umso mehr sehnt man sich zurück nach dem einfacheren Leben von damals, das unsere Kinder so gar nie mehr erleben werden…
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Von Heinrich von Grünigen um 22:21 |
Harsche Kritik galt der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE. Sie war mit dem Getränke-Gigant CocaCola eine Partnerschafts-Vereinbarung für verschiedene Veranstaltungen eingegangen. Die Sonntagszeitung warf der Organisation vor, sie hätte ihre Unabhängigkeit verkauft.
Auch wir von der SAPS haben uns letztes Jahr an einer von CocaCola finanzierten Broschüre beteiligt, die nach wissenschaftlichen Kriterien über die Vor- und Nachteile von Süssstoffen informiert. Auch dies sorgte für publizistisches Nasenrümpfen.
Wer heute auf Sponsoren-Gelder angewiesen ist, muss sie dort nehmen, wo sie zu finden sind. Der Überlebenskampf ist härter geworden. Wer allzu strenge ethische Massstäbe hochhält, riskiert auf Dauer seine Existenz… Ich habe damals auf eine Journalistenfrage gesagt, ich hätte keine Hemmungen, für unsere Aufklärungsarbeit Gelder von einem Konzern anzunehmen, den viele für einen der Mit-Verantwortlichen an der Adipositas-Epidemie halten. Wenn diese Mittel uns erlauben, korrekte und neutrale Informationen und Empfehlungen zu verbreiten und so die Menschen zu einem gesundheitsbewussteren Ess- und Trinkverhalten zu motivieren, dann ist dies allemal besser, als wenn der gleiche Konzern das gleiche Geld in eine weitere Werbe- und Verkaufskampagne steckten würde.
Natürlich geht es ums Image. Aber darf man den Zweck nicht die Mittel heiligen lassen? – Heute lese ich eine Mitteilung, dass der Bürgermeister von Londen mit CocaCola einen Deal in der Höhe von einer Million Pfund eingegangen ist, um Freizeit- und Sport-Angebote für die ganze Bevölkerung zu schaffen, so dass die Einwohner der Kapitale bessere Möglichkeiten für die körperliche Ertüchtigung haben.
Wir sind also einigermassen in achtbarer Gesellschaft. Will man kritisch sein, kann man jetzt wieder sagen, es wäre den Leuten besser gedient, wenn alle auf kalorienhaltige Süssgetränke verzichten müssten, statt dass einige in den Genuss von Sport-Angeboten kommen, die eh nie von allen genutzt werden…
Wer so argumentiert, macht die Rechnung ohne den Markt: Zuckergetränke sind nun mal auf dem Markt, sie lassen sich weder verhindern noch aus der Welt schaffen. Aber der Umgang mit ihnen kann gelernt und trainiert werden… und da ist es besser, wenn die Mit-Verursacher sich an den Kosten beteiligen und wenn sie alternative Angebote für körperliche Betätigung machen.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:41 |
Gesiebte Luft macht schlank. Schon zehn Kilo soll Uli Hoeness, Deutschlands derzeit prominentester Häftling, hinter Knastmauern abgenommen haben, sofern man der Zeitung und der anderen Zeitung, auf die sie sich beruft, glauben mag.
Unbeantwortet bleibt dabei die Frage, ob es an der Gefängniskost liegt (hier wird der Promi-Häftling bewusst genau gleich gehalten wie seine Mitgefangenen, denn die Medien haben ein wachsames Auge auf den Zellen-Insassen geworfen) oder ob es andere Gründe gibt für diesen Gewichtsverlust.
Aus klinischer Sicht könnten von therapeutischer Bedeutung sein: der ganze Stress mit Management und Geldverwaltung entfällt hinter Gittern. Für ausreichend Schlaf (mindestens 8 Stunden pro Nacht helfen beim Abnehmen) ist durch die Hausordnung zwangsweise gesorgt. Tägliche Bewegung im Freien ist angeordnet. Drei Dickmacher-Faktoren sind also ausgeschaltet. Und wenn die Ernährung auch noch einigermassen vernünftig ist – wovon man in unseren Breitengraden ja ausgehen darf – dann sind dies Umstände, die eine Gewichtskontrolle aktiv erleichtern.
Was nun natürlich nicht heisst, dass man sich, statt für teures Geld in eine Kur-Klinik zu gehen, einfach in ein Gefängnis einweisen lassen soll. Lesen und hören wir doch, dass unsere Knäste heillos überbelegt sind, so dass immer mehr zu alternativen Haftmethoden gegriffen werden muss. – Ob eine elektronische Fussfessel dann die gleiche Wirkung aufs Körpergewicht haben würde, darf mit Fug bezweifelt werden.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:05 |
Der Pferdefleisch-„Skandal“ vom letzten Jahr sitzt noch tief in den Knochen Europas. Wobei der Skandal ja nicht im Fleisch an sich bestand, sondern darin, dass es in kriminell betrügerischer Absicht falsch deklariert worden war. Wobei es sich ja weitgehend um einen Wohlstands-Skandal handelte, aus der Optik all jener hungrigen und unterernährten Erdenbürger, die froh wären wenn sie ein wie auch immer deklariertes Stück Fleisch zwischen die Zähne bekämen.
Nun hat die EU bei ihren 28 Mitgliedstaaten einen DNA-Test bei einer repräsentativen Anzahl von Stichproben von Fleischprodukten vorgenommen. Auch die Schweiz und die weiteren Nicht-Mitglieder haben sich an diesem Test beteiligt. Und siehe da: in ganzen 7 Staaten wurden die Forscher fündig: in den Materialien aus Deutschland, Spanien, Bulgarien, Litauen, Ungarn, Portugal und Slowenien fanden sich – vereinzelte – undeklarierte Pferdefleisch-Spuren.
Gemessen an der Gesamtzahl der Proben waren es allerdings bloss 0,61% – verglichen mit den 4,6% vom Vorjahr. Es darf also von einer deutlichen Verbesserung der Deklarations-Disziplin gesprochen werden. Die gesetzeswidrige Vermischung von nicht offengelegten Fleisch-Sorten ist nach wie vor möglich. Die Komplexität der globalisierten Produktions-Mechanismen weise immer noch Schwachstellen auf, die für kriminelle Machenschaften genutzt werden können, sagt die zuständige EU-Kommission. Ziel der Kontroll-Aktion ist es, das Vertrauen der Konsumentinnen in die Verlässlichkeit der Lebensmitteldeklaration wieder herzustellen. Die Schweiz steht mit sauberer Weste da.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:26 |
Früher hatten wir ein kleines Schaf aus gebranntem Ton. Es war innen hohl und aussen, dort wo die lebenden Tiere ihre Wollhaare haben, hatte es eine raue Oberfläche mit Vertiefungen. In einer Tüte kaufte man bestimmte Kräutersamen, die zunächst mit etwas Wasser angesetzt wurden. In der Nässe entwickelten die Samen eine schleimige Hülle, die sie zusammenhielt. So konnte die klebrige Samenmasse auf die raue, genoppte Oberfläche des kleinen Ton-Schafes aufgetragen werden – und nach wenigen Tagen spross ein hellgrüner, streng duftender Pelz aus winzigen Pflänzchen aus dem Schaf: es war ein Kresse-Schaf.
Nicht zu vergessen, dass das Schaf von oben durch eine Öffnung mit Wasser gefüllt werden konnte, so dass die spriessenden Keimlinge immer schön befeuchtet wurden. Das Ganze sollte nicht nur für unsere damals noch kleinen Kinder putzig aussehen, man konnte die Kresse auch abschneiden und unter den Salat mischen… mit der Zeit wurde das Schaf dann allerdings etwas unansehnlich, als ob es die Räude hätte, die anfangs sattgrüne Farbe wurde welkbraun und gelblich, der Bewuchs wurde unansehnlich und begann faulig zu stinken.
Warum mir das in den Sinn kommt? Da wurde neulich eine Rangliste der gesündesten Gemüse und Früchte erstellt. In den USA natürlich. Die Beurteilung folgte bestimmten Kriterien, unter anderem dem Gehalt an Mikronährstoffen und Mineralien, die ein Gewächs enthielt. Und siehe da: auf Platz eins befindet sich die gute alte Kresse! Sie muss ein wahres Wunder sein an wertvollen Inhalten und Nährstoffen, im rohen Zustand gegessen. Auf dem zweiten Rang finden wir den Chinakohl, gefolgt von Mangold und Spinat.
Auch wenn das mit dem Eisen im Spinat nicht ganz so heftig ist, wie man uns in unserer Jugend weiszumachen versucht hat, nimmt er immerhin einen Spitzenplatz ein im Früchte- und Gemüse-Ranking. Das Feld wird mehrheitlich von Gemüse angeführt, als erste Frucht kommt auf Platz 28 (von 41) die Zitrone. Unser allseits beliebter Apfel hat es gar nicht erst auf die Liste geschafft, da er insgesamt nicht eine genügende Dichte von Nährstoffen aufweist.
Muss ich mir jetzt wieder ein tönernes Schäfchen anschaffen?
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Von Heinrich von Grünigen um 23:08 |
Soll man oder soll man nicht – die Wahrheit sagen. Bis heute will man nicht. „Man“ das ist das Gastgewerbe. Und es geht um die Frage, ob Testberichte der Lebensmittelkontrolle zur Betriebshygiene öffentlich bekannt gemacht werden sollen oder nicht. In der Schweiz ist das kein Thema bzw. wurden und werden entsprechende Vorstösse aus Konsumentenkreisen abgeblockt.
Nun startet die Verbraucherorganisation Foodwatch in Deutschland eine interessante Offensive. Mit einem Smiley-Kleber am Eingang sollen positiv bewertete Betriebe darauf hinweisen, dass ihre Beurteilung gut ist. Die ganze Aktion beruht auf Freiwilligkeit. Niemand wird gezwungen, sich der Aktion anzuschliessen, aber es wird mit einem gewissen Gruppendruck gerechnet: fehlt der Smiley, müssen die Besucher damit rechnen, dass eine negative Bewertung vorliegt, sonst würde der Kleber dies ja dementieren.
Mit einem Testmonial-Video fordert Foodwatch die Gastronomie-Betreiber auf, sich aktiv zu beteiligen und der Aktion zu einem landesweiten Durchbruch zu verhelfen – im Interesse von Qualität und Hygiene. Wäre ein solches Modell nicht auch für die Schweiz denkbar?
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Von Heinrich von Grünigen um 18:19 |
Ein signifikanter Verkauf markiert eine Wende. So jedenfalls sehen es Beobachter. Der internationale Lebensmittelkonzern Unilever hat die Diät-Nahrungs-Linie Slim-Fast! abgestossen. Im Jahr 2000 hatte der Konzern die Diätmarke für 2,3 Mrd Dollar gekauft, um sich im gewinnträchtigen Business mit der Ersatznahrung dauerhaft zu positionieren…
Seit dem Kauf ist der Umsatz von Jahr zu Jahr zurückgegangen und trotz aller marketingmässigen Anstrengungen ist es nicht gelungen, das Schiff wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Beobachter sehen den Grund für diesen kommerziellen Flop in einem grundlegenden Wandel bezüglich des Gewichtsmanagements.
In den letzten Jahren hat sich die Problem-Wahrnehmung der Bevölkerung verändert. Ein grosser Teil der Menschen ernährt sich gesundheitsbewusster und sucht das Heil nicht mehr in einer „schnellen“ Lösung mit Pillen, Pülverchen und Drinks. Die stark kohlehydrat-haltigen Produkte von „Slim-Fast!“ passen nicht mehr zur aktuellen Auffassung von moderater ketogener Ernährung, es haftet der Linie immer noch zu stark der Ruf einer „Diät-Nahrung“ an, und das ist schlicht nicht mehr in.
Der Markt ist volatil. Das Geschäft mit der Nahrung boomt wie nie. Wer den Anschluss an die Trends verpasst, ist weg vom Fenster. Es gibt keine Angaben zum Betrag, den Unilever nach dem Verkauf von „Slim-Fast!“ noch gelöst hat… Diskretion ist Ehrensache.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:27 |
Eine schockierende Botschaft. 23 Milliarden Dollar soll ein US-Tabakkonzern einem Gericht zufolge an die Witwe eines Kettenrauchers zahlen, der pro Tag drei Packungen geraucht hatte und mit 36 Jahren verstorben war. Begründung: der Konzern habe zu wenig deutlich auf die gesundheitlichen Risiken des Rauchens hingewiesen.
Dieser spektakuläre Richterspruch signalisiert womöglich den Beginn einer neuen Aera. Bisher waren praktisch alle Sammelklagen gegen Tabakfirmen abgeschmettert worden. Dieser Einzelfall könnte Präzedenzwirkung haben, selbst wenn die Rekursinstanz, an welche der Konzern das Urteil sogleich weiter gezogen hat, die phantastisch anmutende Summe noch reduzieren würde.
Zu beachten ist dabei, dass die Tabakindustrie während Jahrzehnten durch gekaufte und manipulierte Gutachten die öffentliche Meinung von der Unschädlichkeit des Rauchens zu überzeugen versucht hat. Wissenschaftliche Studien haben aufgezeigt, dass sich die Lebensmittelindustrie in vielen Fällen nach dem gleichen Muster verhalten hat oder verhält.
Das Tabak-Präjudiz konnte also möglicherweise in Zukunft auch analog auf die Wirkung von übermässigem Lebensmittel-Konsum ausgeweitet werden… Bisher konnten die Burgerbräter und Limonadebrauer vergleichbare Verurteilungen stets abwehren. Nun dürfte dies erheblich schwieriger werden und vielleicht müssen wir bald mit aufgedruckten Totenköpfen auf den Lebensmitteltüten rechnen, denn zu viel und zu ungesundes Essen kann die Gesundheit gefährden und führt letztlich zum Tod.
Wo die Politik mit einschränkenden Auflagen noch zögert, hat Justitia mit dem Schwert kräftig zugeschlagen. Da wird noch mehr Blut fliessen.
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