4/8 Geht in die Knie
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 22:22 |
Es geht auch ins Geld. Wenn von den Gesundheitskosten die Rede ist, die durch Übergewicht und Adipositas verursacht werden, denkt man vordergründig an den Aufwand für die Therapie, also Konsultationen beim Arzt, Ernährungsberatung, Medikamente und Magen-Operationen… aber das ist nur ein Bruchteil der effektiven Kosten. Weit schwerer ins Gewicht fallen die Behandlung der Begleiterkrankungen, vor allem des Diabetes Typ 2, aber auch die Aufwendungen für die Wiederherstellung nach Herzinfarkt und Schlaganfall oder die Behandlung von Krebserkrankungen.
Schwer quantifizierbar sind die Kosten für chirurgische Eingriffe am Skelett, namentlich die Operationen an Gelenken, die das zusätzliche Gewicht nicht mehr tragen können. Das sind vor allem die Knie: sie nützen sich im Lauf der Zeit unter der Überlast zu stark ab oder sie verkrümmen sich bei allzu schweren Kindern und Jugendlichen. Die Antwort ist dann der Ersatz: die Knie-Prothese.
England hat jetzt erstmals Zahlen vorgelegt. Dort hat sich im Lauf der letzten vier Jahre die Anzahl der bei übergewichtigen und adipösen PatientInnen eingesetzten Knieprothesen verdreifacht. In vier Fällen mussten Jugendliche operiert werden, die noch nicht 18 waren. Werden Kniegelenke in jungen Jahren durch Prothesen ersetzt, sind zusätzliche Folgekosten absehbar: je jünger desto teurer, denn ein künstliches Kniegelenk hat eine durchschnittliche Lebensdauer von zehn Jahren, wenn es im normalen Alltag intensiv belastet wird.
Da stellt sich natürlich die Frage, ob allenfalls zu rasch zur Knochenschlosserei gegriffen wird, ehe alternative Möglichkeiten ausgeschöpft sind? Dies weist gerade bei jungen Menschen auf ein Dilemma hin: soll man sie am Magen operieren, bevor die Gelenke unter dem Gewicht gelitten haben, damit sie Gewicht verlieren können und es gar nicht erst so weit kommen kann? Die Psychologen warnen vor möglichen negativen Auswirkungen auf die seelische Entwicklung, wenn die Magen-OP zu früh erfolgt… bleibt das Gewicht, ist die Knie-OP unausweichlich, mit all den lästigen Folgen für das jugendlich Leben…
Diese schier ausweglose Situation zeigt: das A und O wäre eine möglichst frühzeitige und möglichst umfassende Prävention! Die Zahlen aus England sprechen eine deutliche und leider sehr realistische Sprache.