14/8 Wieder mal: die Schuldfrage
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 14:04 |
Ein guter Grund, sich aufzuregen. Im Zusammenhang mit der Meldung über exorbitant hohe Medikamenten-Preise, die kürzlich durch die Medien ging, wurde die „oberste Patientenschützerin“, Margrit Kessler, grüne Nationalrätin, von der Gartiszeitung 20 minuten befragt.
Zwei Hauptthesen wurden dabei von der – angeblichen – Patienten-Vertreterin formuliert: teure Medikamente sollen nicht an Patienten abgegeben werden, wenn diese ihre Krankheit „selbst verschuldet“ hätten. Die Rede war dabei von Hepatitis C und Kessler unterschied zwischen Patienten, die sich die Krankheit z.B. beim Drogenkonsum zugezogen hatten (denen sollten die Medis nicht bezahlt werden) und denen, die unfreiwillig Opfer etwa einer Blutkonserven-Verseuchung wurden…
Die zweite These galt den teuren lebensverlängernden Massnahmen: wenn hoch betagte Menschen dank einer extrem teuren Operation oder einer kostspieligen Therapie bloss eine kurze Zeitspanne – ein paar Wochen – länger leben könnten, sei dies zu vermeiden. Hierzu seien durch die Gesundheitspolitik entsprechende Richtlinien zu formulieren.
Über diesen zweiten Punkt kann man heute, angesichts der intensivierten Diskussion um die Sterbehilfe und in Anbetracht der immer häufiger erstellten Patientenverfügungen sicher unter gesundheits-ökonomischen und unter ethischen Gesichtspunkten diskutieren. – Was jedoch absolut indiskutabel bleibt, das ist die Unterscheidung in Patienten, die „selber schuld“ sein sollen und in andere.
Eine solch diskriminierende Denkweise, die das bewährte Solidaritätsprinzip unserer Krankenversicherungen in Frage stellt, ist einer Person unwürdig, die vorgibt, „im Interesse“ der Patienten zu wirken. – Verschiedene Organisationen aus dem Gesundheitsbereich – darunter auch die Schweizerische Adipositas-Stiftung SAPS – haben deshalb gemeinsam mit einem offenen Brief dazu aufgerufen, diese patientenverachtende Position zurückzunehmen.
Obs etwas nützt, ist ungewiss. Bald sind wieder Wahlen und es geht offenbar auch darum, sich populistisch wirksam zu profilieren…