29/8  Sättigungsbeilage

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:06

Was hatten wir uns doch mockiert. Damals, über die schlichten Bürger des real existierenden Sozialismus, genannt DDR: alles war ein bisschen anders, wenn man mal am Checkpoint Charlie vorbei war. Weltliteratur in Buchform gab es umgerechnet für wenige Rappen… und auf dem Speisezettel standen so merkwürdige Dinge wie „Sättigungsbeilage“.

Egal was – es musste einfach satt machen. Kein kulinarischer Höhepunkt und kein traditionelles Feinschmecker-Rezept, nur eine Zweckpampe aus Kartoffeln oder aus Teigwarenrohstoff… Einfach, damit man „genug“ bekam. Gut brauchte es nicht zu sein.

An diese Erlebnisse in seinerzeitigen Gaststätten in Ostberlin fühle ich moch erinnert, wenn ich jetzt die Meldung lese von der Erforschung und Entwicklung einer neuen Art von „Sättigungs-Zugabe“, die an der Universität Liverpool an einer Reihe von Probanden getestet wurde. Es ist ein Produkt aus Nahrungsfasern und aus Bestandteilen von Ruchmehl… und es hat die wohltuende Eigenschaft, dass es nachhaltig und auf längere Zeit „sättigt“.

20 bis 40 Gramm davon, ins Frühstücks-Getränk gemischt, bewirken, dass während des ganzen Tages kein Heisshunger aufkommt und dass bei den übrigen Mahlzeiten im Schnitt rund 5% weniger Nahrung aufgenommen wird, gleichzeitig verschwindet auch das Hungergefühl.

Nun ist dies eine Erfindung, die irgendwie quer liegt zu den Vorurteilen, die wir gegenüber der Lebensmittelindustrie haben: dieser trauen wir ja zu – ob erwiesen oder nicht -, dass sie spezielle Stoffe in ihre Produkte mixt, die uns abhängig oder gar süchtig machen nach gewissen Nahrungsmitteln, die wir dann immer wieder kaufen möchten.

Aber hier geht es genau ums Gegenteil: das „Mittel“ hilft uns, unseren Appetit zu kontrollieren und reduziert damit den Verzehr… Wann und in welcher Form wird es wohl in den Handel kommen?