9/9  Wissen und Handeln

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:20

Wir wüssten es alle. Oder doch die Mehrheit von uns. Dies jedenfalls hat eine repräsentative Untersuchung des Marktforschungsinstituts gfs ergeben. Noch nie gaben so viele Menschen an, dass sie im Bilde sind über die Bedeutung der „richtigen“, gesunden Ernährung… und dennoch nehmen wir nicht ab, im Gegenteil.

Woran liegt es, dass unser Wissen über Hintergründe und Zusammenhänge und unser Handeln so offensichtlich auseinander klaffen? Das hat mich heute Vormittag nach Erscheinen der Resultate dieser Studie ein Privatradio gefragt, und die Frage hat auch mich einigermassen ratlos gelassen.

Man müsste doch meinen, der Mensch als vernunftbegabtes Wesen würde sein Wissen dazu benutzen, gesundheitlichen Schaden von sich abzuwenden. Aber viele, wenn nicht die meisten tun es nicht wirklich. Unser Verhalten bezüglich Ernährung und Bewegung wird bestimmt und gesteuert durch uralte Reflexe und Normen einerseits, die sich über hunderte, ja tausende von Generationen hinweg bewährt haben und denen unsere Vorfahren ihr Überleben verdankten. Gleichzeitig sind die meisten von uns darauf programmiert, mit ihrer Energie möglichst sparsam umzugehen: wo immer es geht erleichtern wir uns die Arbeit. Der ganze industrielle Fortschritt der Menschheit beruht darauf, dass wir uns immer mehr körperliche Arbeit abnehmen lassen durch mechanische Vorrichtungen, die unsere Muskelkraft ersetzen.

Dazu kommt, dass der freie Markt nur dann gedeiht und Profit abwerfen kann, wenn wir als Konsumenten immer mehr und immer wieder neue Erzeugnisse – auch bei den Lebensmitteln – kaufen und verbrauchen, deshalb umschmeicheln uns die Werbespots von früh bis spät mit der Botschaft, dass wir – und vor allem unsere Kinder – keinesfalls glücklich sein, Spass haben oder Lust empfinden können, wenn wir nicht einen bestimmten Schokoladesnack verspeisen, der im Wesentlichen aus Fett, Zucker und künstlichen Aromen besteht.

Alle wollen fit und schlank sein. Aktiv etwas dafür tun möchten sie eher weniger. Als oberstes Prinzip wird die Selbstverantwortung genannt, wohin dies führt ist an der Statistik der immer noch steigenden Anzahl übergewichtiger und adipöser Leute abzulesen… Wir haben noch zu tun.