5/10  Ein europäischer Ernährungs-Plan

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:22

Hier in der Kur gehören die Mahlzeiten zum strukturierenden Ritual. Es ist eine leichte, ausgewogene Küche, die wenig Salz verwendet und die Portionen in vernünftiger Grösse hält. Früchte sind jederzeit frei verfügbar und auch der Nachtisch ist meist „leicht“ gehalten… Die wesentliche Verführungsfalle besteht im opulenten Salatbüffet, das nicht nur klassische Blattsalate bietet, sondern auch wahlweise Kartoffelsalat, Nudelsalat, Bohnensalat, Radieschen, Gurke, Karotten, Sellerie, Rotkraut, Oliven mit gedörrten Tomaten, Cole-Slaw, Zuckermais und vieles mehr, dazu Sesam-, Sonnenblumen- und Kürbiskerne (gegen Prostata werde ich bis ans Ende meines Lebens gefeit sein!), sowie geröstete Brotwürfel, gehackte Zwiebeln, Schnittlauch, Hack-Ei und fünf verschiedene Saucen… und ab und zu etwas Siedfleisch-Salat oder – wie heute wieder – eine Auswahl an Terrinen. Zum Glück sind die Salat-Schälchen nicht zu gross, sonst würde sich die Hauptmahlzeit erübrigen.

Die Bedeutung der richtigen Ernährung für das gesundheitliche Wohlergehen ist mittlerweile unbestritten. Im September haben sich auf europäischer Ebene die zuständigen Organe in Kopenhagen zu einer Konferenz getroffen um einen Europäischen Nahrungs- und Ernährungs-Aktions-Plan 2015-2020 zu diskutieren. Europäische Gesundheitsorganisationen begrüssen diesen Vorstoss als einen wichtigen Meilenstein im Kampf gegen die nicht-übertragbaren, durch die Ernährung mit verursachten Krankheiten. Sie sichern den Regierungen ihre fachliche Unterstützung zu, wenn es um die Umsetzung von Massnahmen geht, die nur dann wirken, wenn sie konsequent durchgezogen werden, wie etwa ein flachendeckendes Verbot von Werbung für ungeeignete Lebensmittel, die sich an Kinder richtet, und die trotz entsprechenden Zusagen seitens der Industrie immer wieder unterlaufen werden. Dies nur ein Beispiel.

Hier oben ist man weit weg von diesen weiträumigen politischen Debatten. Dadurch, dass man untertags ohnehin keinen freien Zugang zu irgendwelchen Lebensmitteln hat, ist das Risiko eines Fehlverhaltens sowieso eingeschränkt.

Ein wunderschöner Herbstsonntag geht zu Ende, den ich beim Spaziergang im Klinik-Park genossen habe, freiwillig und ohne Anstrengung. Aber es ist doch eine gute Perspektive, dass in einer halben Stunde das Abendessen serviert wird. Der Weg zu meinem Tisch Nr. 120 führt am Salat-Büffet vorbei.