7/10  Laufen, laufen, laufen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:24

Vielleicht kann er täuschen. Aber mit der Zeit stellt sich der Eindruck ein, das Laufen sei die wichtigste Therapie. Jedenfalls für mich. Der Weg vom Zimmer in den Therapiebereich beträgt rund 150 Meter. Für jede Lektion geht man ihn zweimal, einmal hin, einmal zurück. Meine Lektionen sind so geplant, dass zu viel Zeit dazwischen liegt, um auf die nächste Lektion zu warten. Also laufe ich. Bis zu zwei Kilometer am Tag – eine Strecke, an die ich früher nicht in meinen kühnsten Träumen zu denken gewagt hätte.

Dazu kommt noch der Rundweg um die Klinik, den ich tatsächlich mit viel weniger Zwischenhalten zurücklege als am Anfang. Heute gab es eine Neuerung: ich erhielt Walking-Stöcke zum Laufen, mit Gummi am Ende, sie klicken und klacken nicht wie die Stöcke der penetranten Nordic-Walker. Es ist eine neue, andere Art, sich abzustützen, die Hände in den Schlaufen, die Arme  bewegt, bei jedem Schritt helfen sie mit, anders als die vertrauten Krücken, auf die man zur Entlastung einen Teil seines Gewichts abstellen kann.

Das Gehen fühlte sich mi den Stöcken irgendwie sportlicher an, beschwingter, aber die Erschöpfung und die Atemlosigkeit sind geblieben. Fast scheint es mir, als würde die Arm-Muskulatur zusätzlichen Sauerstoff verbrauchen, den das Herz extra durch die Adern pumpen muss, was mich noch schneller an den Rand der Erschöpfung bringt… aber das sei eine Täuschung, sagt die Therapeutin, die das wissen muss. Vielleicht fehlt mir einfach noch die Übung. Aber die Vorstellung widerstrebt mir, wie ein Wanderprediger mit Rucksäcklein und Stöcken für den Rest meiner Tage durch die Landschaft zu stapfen…

Ich muss das mit dem richtig Laufen auch ohne Stöcke schaffen!