11/10  Adipositastauglich?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:03

Es hat wenig Dicke, hier. Die Klinik ist nicht speziell auf übergewichtige PatientInnen ausgerichtet. Zwar hat es überall Stühle ohne Seitenlehnen, in den Behinderten-WCs gibt es Closomat (alter Schule)… aber ein Bewegungsprogramm, das sich gezielt an eine adipöse Klientel wenden würde, habe ich nicht angetroffen.

Zwar gibt es ein paar „schwere“ Fälle, teils im Rollstuhl, teils auf Krücken… ein Herr hat mich beim Krafttraining angestrahlt und verkündet, dass er bis vor einiger Zeit auch noch so schwer gewesen sei wie ich… jetzt habe er abgenommen – und er hebt das T-Shirt hoch, um mir die geschrumpfte Fettschürze zu zeigen – er habe einen Magenbypass machen lassen. Er würde es sofort wieder tun.

Er klemmt sich wie ich in die teils zu knappen Fitness-Maschinen, auch er hat sich offenbar länger nicht mehr ausreichend bewegt, es fällt ihm so schwer, wie es mir am Anfang gefallen ist. Dass die Therapie-Liegen, wie sich gezeigt hat, meinem Gewicht nicht gewachsen sind, ist auch ein Indiz. Wie sich jetzt herausgestellt hat, sind sie bis 120 Kilo geprüft… seitdem darf ich nur noch auf eine der wenigen einteiligen und solideren Unterlagen klettern.

Die Physiotherapeutin räumt ein, dass sie in ihrer Ausbildung keine besonderen Hinweise auf den Umgang mit schwergewichtigen Patienten erhalten habe… Ein Thema, das in Zukunft unweigerlich an Bedeutung gewinnen wird, denn die Generation der Adipositas-Betroffenen wird zwangsläufig früher oder später auch in Reha-Klinken anzutreffen sein, und zwar in grösserer Anzahl als wir es hier und heute sind.

Ok, meinte der Chefarzt, als ich ihn auf diesen Umstand ansprach, es seien ja dann doch nicht alle so wie ich und für das Mittelfeld – sprich: bis 120 Kilo – fühle man sich technisch gerüstet.

Wie auch immer: Sensibilisierung ist der erste Schritt zur Einsicht, die später mal in Handeln mündet. Die nach uns kommen, werden offene Türen finden.