12/10 Geschafft…
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:43 |
Ich habe Wort gehalten. Letzte Woche hatte ich mich gegen „meine“ Physiotherapeutin aufgelehnt, als sie mit mir um die Klinik laufen wollte. Das sei, sagte ich ihr, doch eine reine Verschwendung des Knowhows, das sie sich mit ihrer Ausbildung angeeignet hatte. Ums Haus laufen könne ich zur Not auch alleine, wenn sie nicht irgendwelche Messungen an mir vornehmen wolle. Mir wäre es lieber, sie würde die verbleibenden Therapiestunden noch nutzen, um mir Übungen und Trick zu zeigen, die ich zuhause als Training weiter praktizieren könne.
Sie war einverstanden, aber ich musste hoch und heilig versprechen, dass ich übers Wochenende einen autonomen Rundgang machen würde und ihr ehrlich berichte, wie viele Zwischenstopps ich einlegen müsse. Ich versprach es. Und heute Nachmittag raffte ich mich dann auf, bestellte noch den Pfleger vom Pikett zum Zeugen, falls Zweifel an meiner Redlichkeit aufkämen, und zog los.
Zuerst ging es von der Terrasse vor dem Aufenthaltsraum durch den Park zum Therapie-Zentrum, von dem aus wir den Rundgang normalerweise starteten. Es wehte ein kräftiger Föhnwind, der mir mal ins Gesicht schlug, um mich nach der nächsten Wegbiegung von hinten anzuschieben. Ich war überrascht, wie mühelos mir dieser Gang zum Start erschien. Das stimmte mich zuversichtlich.
Nach einer kurzen Ruhepause machte ich mich auf den Weg. Ohne Stöcke und mit ruhigen, kurzen Schritten, immer auf den Atem achtend, um sparsam mit der Energie umzugehen. Ich kam an all den Stellen und Parkbänken vorbei, an denen ich bei meinem ersten Rundgang angehalten hatte oder abgesessen war, und die Distanzen schienen mir zu einer lächerlich kurzen Strecke geschrumpft zu sein. Natürlich lockten die Sitzbänke kräftig und verführerisch, aber ich kämpfte den inneren Faulpelz nieder und ging – piano, piano – weiter.
Einen einzigen Zwischenhalt musste ich einlegen, kurz nach der Mitte der Strecke, wo der sanfte Anstieg zum oberen Stockwerk begann… Warten, bis der Puls sich beruhigt hatte und weiter bis ans Ziel, auch diesmal nonstop. Achtzehnmal musste ich vor drei Wochen anhalten – jetzt hatte ich es mit einer einzigen Verschnaufpause geschafft!
Aber geschafft war ich selber. Und froh darüber, dass ich meinen Geldbeutel entgegen meiner ursprünglichen Absicht doch nicht in die Trainerhose gesteckt hätte, sonst hätte ich mich mit Sicherheit im Restaurant, durch das mich der Weg wieder zurück in die Klinik führte, für meine „Leistung“ mit einer Latte Macchiato und einer Crèmeschnitte belohnt.