31/10  Fun statt Risk?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 10:27

Wie viel Unbedarftheit darf man sich leisten? Es ist früher Morgen und aus dem Schweizerischen SRF-Radio ist ein Risiko-Experte zu hören. Er sei ein Könner in seinem Fach, wird gesagt, sei ihm doch unlängst ein wichtiger Forschungs-Preis für seine Arbeit zugesprochen worden.

Es geht ums Thema Übergewicht und die gesundheitlichen aber auch wirtschaftlichen Risiken, die damit verbunden sind. Die Rede ist von Kosten in der Höhe von jährlich 6 Milliarden, die direkt und indirekt durch Übergewicht verursacht werden. (Dass dies die alten Zahlen sind und sie sich nach letzten Berechnungen bereits auf 9 Milliarden belaufen, darf dem Experten nicht angerechnet werden, das hätte auch die Redaktion recherchieren können.)

Das Problem als solches werde von der Politik unterschätzt, sagte der Experte. Da sind wir uns noch einig. Ja, sagte er, er wirke mit seinen Leuten darauf hin, dass die Dimension der Problematik ernst genommen und gehandelt werde. Das ist verdienstvoll. – Auf die Frage der Moderatorin, welche Massnahmen er denn aus seiner Sicht in erster Linie empfehlen würde, sagte der Experte in fröhlicher Unbekümmertheit: vielleicht sollten wir uns alle etwas mehr bewegen, zum Beispiel gelegentlich joggen, auch sollten wir wohl etwas weniger fettig essen, allenfalls könnte man auch die Einführung einer Fettsteuer erwägen.

So. Das sind also die genialen Vorschläge des preisgekrönten Risiko-Experten. „Etwas mehr bewegen“, „etwas weniger essen“, „Fettsteuer, wie bei Nikotin und Alkohol“… Wenn es so einfach wäre, hätten wir gar kein Risiko mehr und das Problem wäre längst gelöst! Aber eine differenzierte Betrachtung der komplexen Problemstellung ist offenbar nicht Sache der Risikoleute. Dass die Appelle zur Veränderung des Lebensstils weltweit bis jetzt noch gar nichts gebracht haben und dass jene Länder, welche eine Fettsteuer einführten, Schiffbruch erlitten haben – das haben die Risiko-Spezialisten offenbar nicht erforscht.

Soll man dem Radio einen Vorwurf machen? Hätte man die Tauglichkeit der Empfehlungen vorgängig abklären müssen? Oder darf man blind darauf vertrauen, dass ein Preisträger automatisch zum Alleswisser gekürt wird? – Theoretisch bleibt die letzte Hoffnung, dass der gute Mann einen Teil seines Preisgeldes darauf verwendet, mit uns gemeinsam nach tauglicheren Lösungen zu suchen. Das heisst aber noch nicht, dass wir sie auch finden werden…