11/11  Die Feuerwehr

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:47

Heute war die jährliche Informationsveranstaltung von actionsanté. Das ist die Plattform des BAG, auf der sich Unternehmen anmelden können, die freiwillig einen Beitrag leisten zur gesundheitsförderlichen Ernährung und Bewegung. Eines der Themen, die heute diskutiert wurden, war die Frage nach dem Einfluss der Werbung (für Süsswaren) auf Kinder und Jugendliche.

Zwei einleitende Referate markierten die Positionen: ein Vertreter der Lebensmittelindustrie präsentierte das Konzept von Swiss Pledge, der freiwilligen Verpflichtung namhafter – wenn auch nicht aller – Akteure der Branche, gewisse Standards und Regeln einzuhalten, so vor allem, auf TV-Werbung für bestimmte Produkte zu verzichten, die sich direkt an Kinder richtet, im Umfeld von Kindersendungen bzw. wenn man annehmen kann, dass das TV-Publikum zu mehr als 35% aus Kindern unter 12 Jahren besteht. Eine neutrale Instanz überprüft, ob die Auflagen eingehalten werden, dies sei erfreulicherweise grossmehrheitlich der Fall.

Eine Konsumentenschutz-Vertreterin hielt dagegen und präsentierte die Resultate anderer Untersuchungen, die aufzeigten, dass die Kids beim TV-Gucken von Werbebotschaften für „ungeeignete“ Lebensmittel geradezu eingedeckt werden und dass der Einfluss der Werbung nachhaltig die Einkaufs- und Essensgewohnheiten prägt.

In Gruppen wurden diese Positionen dann diskutiert und es wurden Anregungen zur weiteren Verbesserung des Systems gemacht, Kritik wurde laut, wo sie angebracht war, anerkannt wurde, was es zu loben gab… In der abschliessenden Diskussion wurde die provokante Frage gestellt, weshalb denn die Lebensmittelbranche überhaupt Produkte für Kinder produziere, wenn sie eigentlich offiziell gar nicht dafür werben dürfte..? – Seitens der Vertreter der Industrie wurde mehrmals darauf hingewiesen, dass man sich lediglich den Gesetzen von Angebot und Nachfrage füge, dass der freie Markt eben spiele und dass man bloss das produziere, was der Kunde wünsche.

Kein Wort davon, dass es ja eben gerade der Zweck und die Aufgabe der Werbung ist, diese Nachfrage zu wecken – auch für Produkte, die es noch gar nicht gibt und die eigentlich gar niemand braucht… – Dieses Versteckspiel hinter der angeblichen Nachfrage der Konsumenten hat in mir ungute Gefühle geweckt, angesichts des sonst so überzeugt vorgetragenen Eigenlobes der Hersteller. Ist es daher ein Zufall, wenn einem in diesem Zusammenhang die Parabel vom Feuerwehrmann als Brandstifter in den Sinn kommt?