15/12  Achtung: Hygiene!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:25

Die Hygiene war mir von Kindsbeinen an ein Begriff. Allerdings in der etwas verballhornten Variante von Klaus Schädelin, der in seinem unvergesslichen Jugend-Beststeller Mein Name ist Eugen die Hüschiene zunächst als eine unerreichbare Frauenfigur erscheinen liess, um derentwillen die Burschen allerlei Entbehrungen auf sich nahmen…

Heute leben wir gleichsam in einer überhygienisierten Welt, wenn man nur an die sprunghafte Entwicklung von Allergien denkt, für die man früher nicht einmal Namen kannte… Und trotzdem muss immer wieder gewarnt werden. Der heutige Mensch ist offenbar anfälliger für Ansteckungen im Umgang mit Lebensmitteln.

Rechtzeitig auf Weihnachen, das Fest von Fondue Chinoise und Filet Wellington oder doch von Schinkli im Teig, hat das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen einen Flyer aktualisiert zum richtigen, „sauberen“ Umgang mit Fleisch, der auf der BLV-Website herunter geladen werden kann.

Vieles machen wir ja richtig, aber wenn ich dann lese, dass ich beim Fondue Chinoise konsequent zwei Teller benützen sollte, einen für das rohe Fleisch und einen anderen für die Saucen und die gekochten Häppchen, dann wird mir mulmig in der Magengegend und ich wundere mich, dass ich all die Jahre überleben konnte. Denn das habe ich noch nie gemacht.

Ich habe mir immer einen kleinen Vorrat an rohen Fleischstückchen auf meinen Teller gehäuft, die Saucen in die kleinen Vertiefungen gefüllt (wo sie meist nicht genügend Platz hatten und überquollen), dann ein Fleisch ans Gäbelchen gesspiesst (meist mit dem Finger nachgeholfen, ohne dass ich dabei einen sterilen Handschuh angezogen hätte), dann das durchgegarte Stück neben den Rohlingen abgestreift und mit Messer und Gabel verspeist, während das nächste Stück schon wieder im chinesischen Sud köchelte…

Wie oft hat mir wohl Freund Hein bei dieser kulinarischen Tollerei mit knöchernem Finger auf die Schulter geklopft – – und ich habe es nicht gemerkt, weil ich es nicht gewusst habe!? O frevlerisch‘ Tun aus lauter Fleischeslust! Veranwortungslos und unbedacht, leichtsinnig, ja: lebensmüde!

Und ich wage gar nicht, an all die Speisen zu denken, die ich in fernen Ländern Asiens und des nahen Orients von fliegenden Händlern erstanden habe, wo keine zwei Teller zu erspähen waren, wo die Tierkadaver draussen an der Strasse hingen, umweht von den Abgasen der klapprigen Diesel-Vehikel…

Wie schön, dass ich noch leben darf!