16/12 Im Röseligarte
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:13 |
Da erinnern wir uns an dieses Lied. Es war Volksgut und klang harmlos, und doch beschreib es eine der dunkleren Seiten der Schweizer Geschichte: das Reisläufertum. Und wir können es nicht verdrängen: die Schweizer waren einst die gefürchtetsten Haudegen und grausamsten Krieger Europas, die marodierend und plündernd durch die Länder zogen. Nicht weil sie von einer wichtigen Botschaft oder Mission überzeugt gewesen wären, sondern weil die Kriegsherren sie für ihre Dienste gut bezahlten. Und hätte es damals schon die Video-Technologie gegeben, hätten sie ihre blutigen Taten voller Stolz dokumentiert und auf YouTube gepostet. Da es das aber noch nicht gab, wurde das Söldnerwesen rückblickend im Volkslied verewigt:
Historischer Hintergrund ist die Schlacht von Marignano, 15’000 Schweizer Söldner verloren dabei ihr Leben. Heute wird von der Schweiz aus mit anderen Methoden Krieg geführt, aber man lässt sich immer noch bezahlen dafür. Und Mailand ist immer noch ein Ziel.
Nächstes Jahr findet dort die Weltausstellung Expo 2015 statt. Sie ist dem Thema der nachhaltigen Ernährung gewidmet. Sponsoren des Schweizer Pavillons haben namhafte Beiräge gesprochen, was zu einer etwas speziellen Auswahl der thematischen Inhalte geführt hat: Kaffee, Salz, Wasser und Dörr-Obst sollen den Besuchern die Ernährungs-Schweiz näher bringen.
Die Pläne der Verantwortlichen stiessen schon früh auf Widerstand: Haupt-Sponsor Nestlé wollte in Flaschen abgefülltes Wasser anbieten, dazu Nespresso-Kapseln verteilen… reiner Kommerz also mit Produkten, die voll gegen die Idee der Nachhaltigkeit verstossen. Nachdem mehrere NGO’s und auch Parlamentarier ihre Stimme erhoben hatten, ging man über die Bücher und überprüfte das Angebot. Anstelle von Wasserflaschen werden Becher abgegeben für den Genuss von Hahnenwasser und anstelle der What-else?-Alu-Kapseln werden nun Briefchen mit Nescafé verabreicht…
Die Image-mässige Schadensbegrenzung ist erfolgt, mit gutem Willen lässt sich die Botschaft uminterpretieren, so wie früher der Begriff „Rosengarten“ auch den düsteren „Friedhof“ schöngeredet hat. Ob die Besucher den gemeinten tieferen Sinn der Präsentation mitbekommen, ist eine andere Frage.