27/1  Der Onkeltrick-Betrug

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:04

Seit Samstag bin ich erkältungsbedingt ans Bett gefesselt. Und darum tagsüber zuhause, wenn die ungebetenen Telefonanrufe kommen. Meist hängen die ja sowieso wieder auf, bis ich es zum Apparat geschafft habe, weil der Callcenter-Automat inzwischen ein anderes Opfer gefunden hat. Nicht so heute. Als ich den Hörer abnehme, sehe ich eine völlig unvertraute Nummer: 0074910000000 – ich bin also gewarnt.

Ich nenne meinen Namen und am anderen Ende erklingt in gepflegtem Hochdeutsch eine sympathische, sonore Männerstimme: Bist du es, Onkel Heinrich? – Blitzschnell lasse ich die Verwandtschaft vor dem inneren Auge Karussell fahren – da gibt es weit und breit keinen Neffen, der deutsch sprechen würde! – Wer ist denn am Apparat? frage ich. – Die Verwandtschaft ruft an, sagt die Stimme.

Jetzt ist die Sache klar. Wenn es wirklich jemand aus dem weiteren Familienkreis wäre, hätte er seinen Namen genannt. Ich schalte auf Onkel-Modus und gebe mich hocherfreut: Ja, Mensch! sage ich begeistert, bist du’s? Hugo? – Die Stimme am anderen Ende der Leitung bejaht etwas zögernd… jetzt lege ich nach: Hugo, sage ich, gut dass du dich meldest! Ich habe so lange nach dir gesucht! Erinnerst du dich noch an das zinslose Darlehen von 20’000 Franken, das wir dir vor sieben Jahren gegeben haben? Und dann bist du verschwunden, hast nichts mehr von dir hören lassen, bist einfach abgetaucht… Schön, dass du dich meldest, wie geht es dir, wo wohnst du? Zahlst du das Geld endlich zurück..?

Am andern Ende der Leitung macht es kurz und schmerzlos „Klick!“ – Vielleicht, sage ich mir später, hätte man den Verbrechern doch eine Falle stellen sollen und die Polizei alarmieren. Danach war es mir allerdings am Morgen im Pyjama nicht zumute. Dann halt beim nächsten Mal, aber ich glaube nicht, dass sich Hugo wieder meldet.