27/2 Dick, weil krank
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:35 |
Dies ist eine spezielle Geschichte. Es ist die Geschichte eines 55 Jahre alten Metzgermeisters in Deutschland. Während Jahren legte er an Gewicht zu, litt an Atemnot und Erschöpfungszuständen, war schlapp und ermüdete rasch, brach mitten in der Arbeit zusammen und war schliesslich noch zu 10 Prozent leistungsfähig.
Alle medizinischen Untersuchungen brachten keine schlüssige Erkenntnis, man behandelte ihn auf Asthma, untersuchte das Herz – ohne Befund – und gab schliesslich dem Übergewicht die Schuld: er wog jetzt mehr als 150 Kilo, hatte viel zu hohen Blutdruck und konnte kaum noch stehen, seine Beine waren angeschwollen, die Fussgelenke schmerzten und er war nicht mehr imstande, 300 Meter weit zu gehen. Versuche, durch eine bewusste Ernährung das Gewicht zu reduzieren, scheiterten kläglich. „Mein Mann ist eine fleischfressende Pflanze“, sagt die Ehefrau, nicht ohne Resignation
Eine Röntgenuntersuchung zeigte schliesslich, dass das Herz massiv vergrössert war. Wie konnte es dazu kommen? Um dies zu erkennen, wäre eine Untersuchung mit Herzkatheter nötig. Da in der lokalen Klinik der OP-Tisch nur bis 120 Kilo belastbar war, wurde der Patient erst mal nach Hause geschickt mit der Auflage, 25 Kilo abzuspecken..!
Der behandelnde Hausarzt fürchtete um das Leben seines Patienten und suchte im entfernten Hamburg eine Klinik mit einer tragfähigen Ausrüstung. Dort wurden die notwendigen Untersuchungen vorgenommen und es stellte sich heraus, dass die Herzklappen des Metzgermeisters beschädigt waren und nicht mehr dicht schliessen konnten, wohl als Folge einer vor langer Zeit verschleppten Lungenentzündung… Das Herz brachte nur noch 20 Prozent Pump-Leistung, der Körper war chronisch unterversorgt mit Sauerstoff.
Per Eingriff am offenen Herzen wurden nun die defekten Klappen durch Implantate ersetzt… nach der Reha hat der Patient 30 Kilo abgenommen und ist wieder voll leistungsfähig. Er war nicht krank, weil er übergewichtig war – er hatte Übergewicht angesetzt, weil er krank war. Seine Leidensgeschichte ist eindrücklich dokumentiert in einem Beitrag im NDR-Gesundheitsmagazin „Abenteuer Diagnose“.