Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 15:31 |
Es geht ums Verlieren. Gazetten und Magazine und Inernet-Portale sind in diesen Tagen voll von sich gegenseitig überbietenden Erfolgsrezepten zum Abnehmen: der Winterspeck lastet tonnenschwer auf den Hüften und am Bauch der Menschheit, jedenfalls in unseren überfütterten Breitengraden.
Was mir bei der staunenden Lektüre all der Heilsbotschaften auffällt ist eine sprachliche Besonderheit. Durch Band weg ist die Rede davon, dass das Mittel X oder das Verhalten Y uns garantiert helfen, Gewicht zu „verlieren“. Von „verlorenen“ Kilos und Pfunden sit die Rede… ganz so, als handle es sich um eine eher zufällige Begebenheit, bei de einem – schwupps und unbemerkt – so und so viele Kilos „abhanden kommen“ ohne dass wir es eigentlch richtig merken würden.
Denn das ist ja die Besonderheit am Verlieren: dass wir den Verlust erst dann realisieren, wenn wir etwas suchen, das wir nicht mehr finden… Plötzlich merken wir, dass die Kilos weg sind – und wir haben keine Ahnung, wo sie sein könnten! Haben wir sie verlegt? Im Kühlschrank, wie es Demenz-Patienten oft mit ihren Handys halten? Oder sind sie unbemerkt im Sofa in die Polsterritze gerutscht, wo sie nur darauf warten, dass sie beim nächsten Reinemachen wieder entdeckt werden?
Überhaupt: in welcher Form haben wir sie denn verloren, unsere Kilos? Sind es schleimige, gelbliche Fettklumpen? Oder ist es eine wässrige, weissliche Flüssigkeit, die irgendwo in einer Bodenritze vertrockent und dann unwiederbringlich weg ist? Es weht ein düsteres Geheimnis um unseren Gewichts-Verlust, das auf der anderen Seite auch die Frage nach dem Gegenteil aufwirft: wenn wir Kilos „verlieren“ können, könnten wir sie denn auch „gefunden“ haben? Oder wie geht das, wenn jemand anderer unsere verlorenen Kilos findet? Darf oder muss er sie behalten? Hat er Anrecht auf einen angemessenen Finderlohn? Und was könnte das sein: hundert Gramm pro Kilo, in feinstem Fett?
Fragen über Fragen, die ich mir gar nicht alle auszumalen wage. Bis auf die eine: gibt es für verlorenes Gewicht auch so etwas wie ein Fundbüro?
Nachtrag:
Natürlich gibt es auch eine wissenschaftliche Antwort auf die Frage nach dem „Verschwinden“ des Körperfetts. Es wird „verstoffwechselt“ und in seine Bestandteile zerlegt, die getrennt ausgeschieden werden, wie in dieser Erklärung anschaulich dargelegt.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:41 |
Eine TV-Sendung die es in sich hat. Und die es wirklich lohnt, dass man sie sich auch als Download zu Gemüte führt. Anderthalb Stunden dauerte die Diskussion im „Nachtcafé“ auf SWR3 mit einer illustren Runde: ein Motivations-Coach, ein Ernährungs-Psychologe, eine junge Frau, die von 340 Kilo auf 170 abgenommen hat, ein Mann, der mit einer Magen-OP 200 Kilo abspeckte, die Sängerin Joy Fleming, die zu ihrem Gewicht und ihren Kurven steht und die Moderatorin Anastasia Zampounidis, die sich mit einem Daten-Armband fit hält. Und dann war da auch noch unsere immunologische Allzweckwaffe Beda Stadler, der mit träfen Sprüchen und kecken Vergleichen seine Mit-Diskutanten auf Trab hielt.
Vom Thema her auf die Frage nach der Traumfigur angelegt, schritt die Gesprächsrunde doch die meisten Kapitel rund um die Übergewichts- und Adipositas-Thematik ab und vermittelte überraschende Einblicke in persönliche Schicksale und Erfahrungen. Ein eindeutiger Gewinn an Erkenntnis und Verständnis.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:17 |
Mit der Zunge können wir fünf Geschmacksrichtungen erkennen. Süss, sauer, salzig, bitter und umami. Ein Forscher-Team in Australien hat nun herausgefunden, dass möglicherweise auch „Fett“ eine eigene Geschmacksempfindung sein könnte, die mit den fünf anderen gleichberechtigt von uns wahrgenommen werden kann.
Fett ist bekanntlich als Geschmacksverstärker ein wichtiger Bestandteil unserer Ernährung. Der menscliche Organismus braucht davon aber nur eine begrenzte Menge, rund 60 Gramm pro Tag. Es wäre daher naheliegend, dass der Geschmack von Fett bereits beim Essen wahrgenommen werden könnte, um so die Aufnahme einzuschränken, wie dies mit Stoffen geschieht, die unser Geschmacksempfinden als „schädlich“ identifiziert.
Wenn dieser Vorgang allenfalls unbewusst abläuft, wäre es möglich – so die Annahme des Forscher-Teams – durch die Zugabe von „Fett-Aroma“ zu Lebesnmitteln einen Fettgehalt zu simulieren, ohne dass die damit verbundenen Kalorien aufgenommen würden. So liesse sich die Energiedichte bestimmter Nahrungsmittel reduzieren.
Zuerst müssten allerdings durch weitere Forschungen die bisherigen Annahmen bestätigt und erhärtet werden. Dies dürfte nach Meinung de Experten noch fünf bis zehn Jahre dauern… So lange bleibt es bei den angestammten fünf Geschmacks-Typen.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:05 |
Marktforschung blickt in die Zukunft. Das renommierte Institut Euromonitor International hat sich mit den Kalorien befasst, die weltweit Tag für Tag verputzt werden. Dabei wurden in 54 Ländern insgesamt 57’000 verarbeitete Lebensmittel auf ihren Energiegehalt (gemäss Angaben auf dem Label) hin untersucht, und zwar auf die Bestandteile Kohlenhydrate, Eiweiss, Fett, gesättigte Fettsäuren, Salz, Zucker und Nahrungsfasern.
Die Analyse hat gezeigt, dass aufgrund der bisherigen Entwicklung im Verlauf der kommenden fünf Jahre die Anzahl der verzehrten Kalorien pro Kopf und Tag um 90 kcal ansteigen wird, weil die Rezepturen zu einer weiteren Verdichtung des Energiegehaltes führen werden. Diese zusätzliche Kalorien-Menge pro Person und Tag führt – mathematisch hochgerechnet – zu einer mutmasslichen Gewichtszunahme von 4,6 Kilo im Jahr!
In der Auswertung der Forschungsergebnisse kommt das Institut zur Auffassung, dass dieser Trend letztlich nur gestoppt werden kann durch eine weltweite, strikte staatliche Regulierung, d.h. durch zwingende Vorgaben an die Lebensmittelindustrie, ihre Produktionsweisen anzupassen und die Energiedichte der Lebensmittel gezielt zu reduzieren.
Gleichzeitig wird an die Industrie appelliert, einem solchen Eingriff durch freiwillige und flächendeckende Massnahmen zuvor zu kommen. Die Haupt-Energiequellen bei den verarbeiteten Lebensmitteln sind dabei: Backwaren, Fette und Oele, während Milchprodukte, Süssgetränke und Zuckerwaren etwa einen Viertel des gesamten Energie-Konsums ausmachen.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:42 |
Was macht eigentlich Udo Pollmer, das enfant terrible unter den Ernährungswissenschaftlern. Seit einiger Zweit ist er nicht mehr in Erscheinung getreten, der scharfzüngige und faktensichere Kritiker sämtlicher Ernährungstrends. Nun hat er unlängst einen Vortrag gehalten, über den in der Presse berichtet wird. Und da ist er wieder, in voller Pracht.
Er zieht alle Register – und vor allem: vom Leder. Gegen die Vermarktung der industriellen Lebensmittel, bei denen kaum je das drin sei, was drauf steht, die uns mit Heile-Welt-Werbung eine Idylle vorgaukeln, die vom Produkt niemals erfüllt werden kann. Er wettert gegen die Idee der Lebensmittel-Ampel und legt dar, dass ein „grünes“ Produkt nicht unbedingt gesünder sein muss als ein „rotes“ Erzeugnis und dass der Wahn von der bewusst-korrekten Ernährung die Konsumenten in die Irre führen und auf falsche Fährten locken kann.
Wer sich von regionalen und naturnahen Produkten ernähren wolle, verursache einen grösseren ökologischen Schaden dadurch, dass er von Fachgeschäft zu Fachgeschäft fährt, als jener, der alles im Supermarkt einkauft… und wer die Nähe zum Biobauern suche laufe Gefahr, mit minderwertiger Ware abgespeist zu werden, da die rigiriosen Ansprüche und Kontrollen des Grossverteilers fehlen.
Aufklärung und Information könne heute nicht mehr über die konventionellen Medien erfolgen sondern müsse sich über neue, digitale Kanäle an die heranwachsende Jugend wenden. Erst wenn diese durch die Produzenten selber aufgeklärt worden sei, könnten sich die Verhältnisse verbessern.
So jedenfalls rapportiert der Berichterstatter. Eine etwas verworrene Botschaft, erscheint es dem Leser, und es ist – ohne Kenntnis des originalen Wortlauts – schwer nachvollziehbar, was Pollmer nun wirklich und eigentlich sagen wollte. Ist er einfach „dagegen“, um dagegen zu sein… oder meint er ernsthaft, was er gesagt haben soll? Wem helfen markante Stammtisch-Sprüche, wenn nicht klar ist, was die bewirken sollen… Man tut jedenfalls gut daran, dem Ernährungs-Haudegen künftig mit kritischer Distanz zu begegnen.
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