30/3  Fatale Verfettung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:40

Es ist keine neue Erkenntnis. Aber eine weitere Präzisierung der Beschreibung eines wichtigen Sachverhalters. Dass das Fett, das sich im Bauchraum übergewichtiger und adipöser PatientInnen ansammelt, nicht einfach eine simple Verklumpung von mehr oder weniger prall gefüllten Fettzellen ist, das haben wir ja gewusst. Vielmehr handelt es sich bei diesem Fettgewebe um ein „Organ“ ganz eigener Prägung, das in der Lage ist, mittels Hormonen und Botenstoffen Signale ins Hirn und den ganzen Körper zu senden und diese nach seiner Pfeife tanzen zu lassen.

Diesem Fett-Terror aus dem Inneren auf die Schliche zu kommen, das war das Ziel eines aktuellen Forschungsprojektes an der Universität Leipzig. Demnach kann das Fettgewebe nicht nur den Stoffwechsel beeinflussen, sondern ebenso sehr auch die Immunabwehr und sogar die Psyche der Betroffenen. Bestimmte Signalstoffe können an verschiedensten Orten im Körper entzündliche Reaktionen auslösen und so einen kritischen Zustand herbei führen, bis hin zu Depressionen.

Das Fett nimmt gewissermassen von innen her den Organismus in Geiselhaft. Diese Eigenschaft zeichnet jedoch nur das eigentliche Bauchfett – das sogenannte Viszeral-Fett – aus; Fettansammlungen in den Beinen und im Gesäss-Bereich sind dagegen „harmlos“, reine Energiespeicher. Dieser Sachverhalt erklärt auch, weshalb es für viele Adipöse so schwierig ist, sich diesem organischen Einfluss zu entziehen, der zudem meist völlig unbewusst und nicht rational steuerbar erfolgt. Der Dicke als Spielball seiner Hormone… keine ermutigende Vision.