17/4 Zucker gegen Stress
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 17:03 |
Dem Affen Zucker geben: eine geläufige Redewendung. Sie stammt aus der Zeit, da noch Scherenschleifer und Drehorgelspieler durch die Lande zogen. Sie führten oft ein kleines Äffchen mit, das auf ihren Schultern herum turnte und mit seinen Kapriolen das kleine wie das grosse Publikum anlockte und erheiterte… um das Tier bei Laune zu halten, gab man ihm ab und zu ein Stücklein Zucker, ein Goody, das es mit Behagen zu sich nahm.
Zucker macht nicht nur fröhlich – er sei auch gut gegen Stress. Das ist das Resultat einer aktuellen Studie, in der die Wirkung von natürlichem Zucker und künstlichem Süssstoff (Aspartam) untersucht und verglichen wurde. Frauen, die während zwei Wochen regelmässig mit Zucker gesüsste Getränke konsumierten, wiesen einen deutlich tieferen Level des Stress-Hormons Cortisol auf als Frauen einer Kontrollgruppe, denen künstlich gesüsste Getränke verabreicht worden waren. Ein ähnlicher Befund ergab sich bei der MRI-Untersuchung der Gehirne: Zucker dämpfte die Stress-Reaktionen im Hippocampus.
Die Folgerung der Wissenschafter aus dieser Erkenntnis: Wer sich an einen erhöhten Zucker-Konsum gewöhnt hat, wird eher abhängig und hat grössere Schwierigkeit, diesen aus eigenem Antrieb zu reduzieren. Und: Wer seinem Stress durch den Verzehr von Süssigkeiten entgegen wirkt, läuft eher Gefahr, übergewichtig zu werden.
Eine weitere Folgerung aus diesem Sachverhalt: Da es für den einzelnen „Zucker-Abhängigen“ schwierig ist, aus eigenem Antrieb den Verzehr zu reduzieren, muss die Lebensmittelindustrie dazu gebracht werden, die Rezepturen zu ändern und den Zuckeranteil in einzelnen Produkten sukzessive einzuschränken. Geschieht dies konsequent und über eine längere Zeit, so passt sich der Geschmack an die neue Situation an und die Reduktion wird nicht bemerkt.
Die Studie ist in der Fachwelt nicht unumstritten. Sie klammere aus, wenden die Kritiker ein, dass eine grosse Menge des Zuckers nicht bewusst konsumiert werde, sondern in zahlreichen Lebensmitteln „versteckt“ sei, wo man ihn gar nicht vermute. Deshalb sei es so wichtig, dass die Industrie in eigener Verantwortung vorangehe und ihre Erzeugnisse neu definiere. Dies könnte innert kurzer Zeirt geschehen.