4/5  Umdenken!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:30

Die Weltausstellung ist eröffnet. Thema ist die nachhaltige Ernährung der Welt, heute und in Zukunft. Aber das meiste, was man in den Medien zu dieser Monstershow in Mailand bisher zu sehen, zu lesen und zu hören bekommt, sind Betrachtungen über die Kühnheit der Architektur einzelner Pavillons, über Schlampereien und Verzögerungen beim Bau und über Randale vor dem Beginn am Ort…

Von wirklich konstruktiven Beiträgen oder Lösungsansätzen war noch nicht so viel zu vernehmen. Da kommt ein Hinweis auf eine Aussage des US-Soziologen, Oekonomen und Publizisten Jeremy Rifkin gerade recht: Fleisch sei, sagt er, „die am wenigsten wirkungsvolle Art, die Menschheit zu ernähren“. Rifkin hat gut reden. Er selber lebt seit 1977 vegetarisch – allerdings ohne für diese Ernährungsform zu missionieren. Aber er legt mit überzeugenden Argumenten dar, dass der hohe, massenhafte Fleischkonsum eine der wesentlichen Ursachen dafür sei, dass sich der Klimawandel rasant beschleunigt.

Die Rechnung ist einfach: um ein einziges Kilo Rindfleisch zu produzieren, braucht es – für die Erzegung des entsprechenden Futters – ganze 15’000 Liter Wasser, eine horrende Verschwendung angesichts der Tatsache, dass sich in vielen Landstrichen bereits eine Trinkwasserknappheit abzeichnet. Um ein Kilo Reis zu produzieren benötigt man lediglich 2’500 Liter. Es wsäre also wesentlich effizienter, wenn der Mensch sich direkt von pflanzlichen Quellen ernähren würde.

Heute werden 40 Prozent aller agrarischen Anbauprodukte als Viehfutter für die Fleischerzeugung verwendet, bis in 20 Jahren dürften es sogar 60 Prozent sein, warnt Rifkin. Und bereits heute werden 23 Prozent der Agrarflächen weltweit direkt und indirekt für die Viehzucht genutzt. Bei dieser Grössernordnung fällt auch die Umweltbelastung durch Pflanzenschutzmittel – Stichwort: Bienensterben! – immer massiver ins Gewicht. Der einzige Ausweg aus dieser Situation, die zwangsläufig in eine Katastrophe münden muss, ist für Rifkin eine gezielte, wenn auch nicht totale, Abkehr vom Fleischkonsum, verbunden mit dem konsequenten Umstieg auf auf biologischen Landbau. Dazu braucht es eine strikte Umkehr der Landwirtschaftpolitik innerhalb der nächsten zwanzig Jahre, verbunden mit klaren finanziellen Anreizen, damit biologische Produkte erschwinglich werden. Ansetzen muss dieser Wandel bei der Landwirtschaft und der Nahrungsproduktion. Alles andere folge dann von alleine, sagt Rifkin.

Sein Appell ist eindringlich: „Wenn wir dies nicht erreichen – wie sollen wir denn, angesichts der aktuellen Situation weltweit, die Ernährung der Menschheit sicherstellen? Ich weiss nicht, ob es nicht schon zu spät ist. Aber ich weiss, dass dies der einzige Weg ist.“