11/5 Lobby als Hobby
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:22 |
Zugegeben: Ich kenne Marie-Louise nicht. Die famose PR-Dame, mit der wohl das halbe Parlament Duzis ist, lief mir bisher noch nicht über den Weg. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sich mit den Anliegen, die ich selber im Bundeshaus zu vertreten hätte, kaum Geld verdienen lässt. Und doch, auch das muss ich eingestehen, war auch ich schon als Lobbyist tätig. Nur läuft das bei uns etwas anders ab als es nun in der Enthüllungspresse hochge-entlarvt wird.
Unsere Themen – wir, das ist eine Gruppe von gemeinnützigen Organiationen, die im Gesundheitsbereich tätig sind und die selber an chronischem Geldmangel leiden – versuchen seit mehreren Jahren, fallweise bei der Behandlung einschlägiger Gesetze und gelegentlich aus aktuellem Anlass unseren Einfluss (und unser Know How) geltend zu machen. Das geht in aller Regel ohne Aufregung und unspektakulär vonstatten und gehört zur Routine des Polit-Betriebs.
Wenn zum Biespiel eine Gesetzesrevision ansteht, bei der es um Fragen geht, welche die Gesundheit betreffen, klären wir, was unsere Kernbotschaft ist und welcher Passus im künftigen Gesetz für uns wichtig und wünschenswert wäre. Wir entwerfen einen entsprechenden Passus und nehmen mit Politikern Kontakt auf, von denen wir wissen, dass sie unsere Anliegen teilen und dass sie unseren Gedanken in die Diskussison der vorberatenden Kommission einbringen können. Meistens sprechen wir den genauen Wortlaut mit dem betreffenden Parlamentarier vorgängig ab, damit er uns aufgrund seiner Erfahrung und in Kenntnis der Argumentation allfälliger Gegner bei der Ausformulierung behilflich sein kann, die am Schluss die seine wird.
Wird „unser“ Vorschlag in der Kommission aufgenommen und gelangt er vors Parlament, wenden wir uns mit persönlichen Botschaften perE-Mail an jene ParlametarierInnen, von denen wir wissen, dass sie unserem Anliegen gewogen sind, oder kontaktieren jene, die wir glauben, für uns gewinnen zu können. (Hardcore-Gegner lassen wir prinzipiell aussen vor, das wsäre nur Zeit- und Kraftverschwendung.) Und wenn wir Glück haben, kommt die Vorlage mitsamt unserer Ergänzung dann im Plenum beider Räte durch.
Das ist demokratischer Courant Normal. Da fliesst kein Geld… dafür sind wir vielleicht etwas hobbymässiger aufgestellt als die sackteuren Profi-Agenturen wie die von Marie-Louise, die sich von Multis und fremden Mächten finanzieren lassen. Davon lebt die Demokratie.