13/5  Schwule Ampeln

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:21

Mit dem Verkehr ist es so eine Sache. Da geht man in Wien nun ganz eigene Wege. Im Hinblick auf bevorstehende Veranstaltungen hat die Stadtverwaltung bei den Verkehrsampeln für FussgängerInnen eine Neuerung eingeführt. Anstelle der bisherigen, mehr oder weniger abstrakt skizzierten grünen und roten „Ampelmännchen“ werden jeweils Doppel-Männchen bzw.-Weibchen abgebildet, die sich offensichtlich von Herzen zugetan sind. Damit soll eine Sensibilisierung des Publikums erreicht werden, zwecks Abbau von Vorurteilen gegenüber gleichgeschlechtlicher Liebe.

Diese Massnahme wurde erwartungsgemäss kontrovers aufgenommen. Ob das angestrebte Ziel der Ent-Diskriminierung von schwulen und lesbischen Paaren damit erreicht wird, lässt sich wohl erst nach einer Auswertung der Langzeit-Erfahrungen beurteilen, wenn die erwarteten Events (Stichwort: Eurovision Song Contest mit Conchita Wurst) vorbei sind.

Der Versuch aber hat mich zu einer Spekulation angeregt. Was wäre, frage ich mich, wenn wir versuchten, nach dem gleichen Modell für mehr Toleranz den Übergewichtigen gegenüber zu werben? Nun kann man sagen, in Deutschland sei dies teilweise schon angestrebt worden, indem der frühere Ampelmann aus der DDR in einzelnen Städten beibehalten wurde. Der hat zwar auch kein Kugelbäuchlein, ist aber deutlich „fülliger“ als sein westdeutscher Kollege.

Um auf „unsere“ Anliegen aufmerksam zu machen, müssten die Figuren wesentlich dicker sein als dis bisherigen Abbildungen. Dann wären sie aber bald so kugelrund wie die ganze Ampel-Lampe und man käme nicht dartum, neue Lampenformate einzubauen. Die wären dann vielleuicht rechteckig, so wie in USA, wo statt eines Bildes wie Worte WALK bzw. DON’T WALK stehen… das ist zumindest diskriminations-neutral und niemand muss sich angesprochen oder gar provoziert fühlen. Aber zum Nachdenken regt es eben auch nicht an. Realistischer sind da z.B. die Ampel-Bilder in den Niederlanden.

Aber dann kämen als nächstes die Ampeln für Gehbehinderte am Stock, für Rollstuhlfahrer oder Senioren mit Rollator… denn sie sind es vor allem, die im Strassenverkehr auf Toleranz und Rücksicht angewiesen sind.