9/6  Spieglein, Spieglein…

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 13:09

Heute ist der Schweizer Gesundheitstag. Kein „offizieller“ zwar, aber doch eine willkommmene PR- und Werbemöglichkeit für Organisationen, die im Gesundheitsbereich tätig sind. Eine ganze Reihe von Gesundheitsligen haben sich zusammengefunden, um den heutigen Tag mit Informationsanlässen für PolitikerInnen und mit öffentlichen Vorträgen zu begehen, in einer Apothekenkette werden Testst fürs Publikum durchgeführt. Auch wir von der Schweizerischen Adipositas-Stiftung SAPS sind dabei.

Der Tag hat es freundlicherweise sogar auf die Titelseite des helvetischen Massenblattes geschafft, mit einer Auswahl von griffigen Tipps und Empfehlungen, was wir für unser Wohlbefinden tun können. Richtigerweise ist die Rede davon, dass zuviel Übergewicht das Riosiko erhöhen kann, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu leiden und dass es deshalb sinnvoll ist, sich von Zeit zu Zeit einem Check zu unterziehen.

Bemerkenswert ist schliesslich der Rat, wie man überprüfen kann, ob man sich einem solchen Check stellen solle. Die Autorin schreibt da: „Wer am Herz-Check zweifelt, der stellt sich zuerst vor den Spiegel: Wer den Anblick seines Spiegelbilds länger als fünf Minuten aushält, hat höchstens mässiges Übergewicht. Alle, die sich im Spiegel  nicht ansehen mögen, sollten sich checken lassen.“

Was ist von dieser Empfehlung zur visuellen Selbst-Diagnose zu halten? Die Forschung lehrt uns das Gegenteil: Studien zeigen, dass dicke Menschen dazu neigen, ihr Gewicht zu „übersehen“, dass sie sich häufiger für weniger schwer halten, als sie tatsächlich sind. Die Akzeptanz des eigenen Spiegelbildes hängt von verschiedenen Faktoren und auch von der seelischen Befindlichkeit ab…  Gesundheitsrisiken sind nicht nach dem „Gefällt mir“-/“Gefällt mir nicht“-Muster einzustufen, „Daumen hoch“ ist noch keine Garantie für organisches Wohlbefinden, ebensowenig wie ein depressiver Hypochonder automatisch „krank“ sein muss.

Ich bin mal gespannt, wer heute Nachmittag in Bern zu meinem Vortrag kommt: sind es die Schönen oder sind es die Hässlichen? Denn schliesslich soll Schönheit ja im Auge des Betrachtes liegen.