9/7 Begegnung
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 22:19 |
Ich sass auf der Holzbank. Sie steht auf halbem Weg zwischen unserer Haustür und der Tramstation. Ich pflege dort jeweils einen kleinen Zwischenhalt zu machen und mich auszuruhen, wieder zu Atem zu kommen, wenn das Gehen zu sehr anstrengt.
Heute kehrte ich aus der Stadt zurück und sass da neben einem Touristenpärchen, als ich von Weitem einen älteren Mann auf mich zu kommen sah. Er schien mich mit seinem Blick zu fixiern und winkte, als er näher kam. Vor mir blieb er stehen und sprach mich an. Er habe mir jeweils gerne zugehört, am Radio, sagte er.
Vielen Dank, sagte ich, das ist sehr freundlich, aber auch schon eine Weile her. Der Mann nickte. Setzen Sie sich immer noch für die Sache ein? fragte er. Für welche Sache? wollte ich wissen, da ich seine Frage im Zusammenhang mit meiner früheren Tätigkeit beim Radio verstanden hatte.
Für diese Sache… sagte er fast etwas verlegen und machte mit seinen beiden Armen eine leichte Bewegung zur Seite, um einen grossen Körperumfang anzudeuten. Ach so, sagte ich und nickte, naürlich, wir geben Vollgas, und ich langte in meine Mappe, um ihm ein Exemplar unseres aktuellen Magazins zu übergeben.
Das ist eine wichtige Aufgabe, sagte er, die muss jemand machen, es gibt noch viel zu tun, schon jeder Zweite ist ja zu dick! Damit nickte er mir zu und ging weiter, nicht ohne im Weggehen kurz seinen Namen zu nennen. Ich gehe jetzt ein Dessert essen, rief er mir noch zu. Da wünschte ich ihm einen guten Appetit.
Seine Worte gingen mir auf dem Rest des Heimwegs nicht aus dem Kopf. Es gäbe noch so viel zu tun punkto Aufklärung und Prävention… aber unsere Hauptbeschäftigung besteht darin, die erforderlichen Batzen zusammen zu kratzen, um nur das Nötigste zu leisten… Es müsste eine staatlich gestützte Geldquelle geben, gespiesen etwa über eine Steuer, wie beim Tabak, wo die mit Prävention befassten Organisationen reichlich Mittel schöpfen können!
Bei unserem Thema bleibt die „Information“ den finanzstarken Kommerz-Anbietern überlassen, die einen nutzlosen Gentest vermarkten oder ein angeblich sensationelles neues Wunderprogramm verkaufen wollen.
Und dann lese ich in der Zeitung, dass die Swiss in ihren neuen Flugzeugen die Sitze schmäler macht, so dass zehn satt neun Plätze in einer Reihe verkauft werden können…