11/8  Ungesüsst

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:03

Es war zu erwarten. Als Gesundheitsminister Alain Berset im Rahmen eines Besuches der EXPO in Milano bekannt gab, man sei mit Exponenten der Lebensmittlindustrie überein gekommen, in gewissen Produkten den Zuckergehalt zu reduzieren, um dadurch einen – wenn auch bescheidenen und freiwilligen – Beitrag zu leisten zur Eindämmung der Adipositas-Epidemie in der Schweiz, ging im ultrarechten Spektrum der helvetischen Politik das Zetermordio-Geschrei los: das sei eine unzumutbare Bevormundung und Beschneidung der Freiheit des Einzelnen, der Staat mische sich in ungebührlicher Weise in die Selbstverantwortung seiner Bürger ein… kurz, es schien, als wäre es für diese Freiheits-Apostel das absolut fundamentalste Individualrecht, sich mit einem Übermass an zusätzlichem Zucker krank zu fressen.

Interessanterweise sind die lautesten Schreihälse die gleichen, die auch die bedingungslose Abschaffung der Menschenrechte fordern, aber das nur nebenbei. Der internationale Vergleich zum Zuckerkonsum ziegt, dass dieser in der Schweiz weltweit einer der höchsten ist. Er liegt um mehr als das Doppelte über der von der Weltgesundheits-Behörde WHO empfohlenen täglichen Menge… Ein interessanter Artikel in der jüngsten Ausgabe der SonntagsZeitung legte überdies dar, dass der auf vielen Verpackungen als besonders bekömmlich dargestellte „Fruchtzucker“ gerade das Gegenteil von gesund ist und deshalb gemieden werden sollte, während er in immer mehr Fertigprodukten eingesetzt und als „positiv“ verkauft wird… Hierbei geht es allerdings nur um die industriell gefertigte, „zugefügte“ Fructose, nicht um jene, die in frischen Früchten vorhanden ist.

Dabei lebt es sich „zuckerfrei“ gar nicht schlecht. Ich habe mich vor einigen Wochen entschlossen, konsequent auf Zucker in der Ernährung zu verzichten, mit Ausnahme einer Frucht pro Tag (nach dem alten Motto: An Apple a Day Keeps the Doctor away. Und ich darf sagen: ich fühle mich seitdem physisch viel besser, es fehlt mir an nichts, im Gegenteil. Der Totalverzicht führt auch dazu, dass ich keine Entzugserscheinungen habe und nicht innerlich nach Süssigkeiten giere. Ich kann problemlos an einem Dessert-Buffet vorbei gehen, ohne dass es mich juckt, zuzuschlagen. Und auch die aufdringlichste TV-Werbung für nutzloses Zuckerzeug lockt mich nicht. Allerdings fällt mir jetzt erst recht auf, wie gross der Anteil dieser gesundheitsschädlichen Produkte am gesamten Werbekuchen ist! – Einstweilen mache ich weiter so.