31/8  Magensaft – grauenhaft!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:41

Ich habe am Sonntag einen TV-Bericht gesehen. Der lässt mich nicht mehr los. Es ging in der BBC-Dokumentation aus dem Jahr 2013 um operative Methoden zur Gewichtsreduktion. Neben den bereits „klassischen“ Eingriffen wie Magenband, Magenbypass und Schlauchmagen wurden auch neuere Praktiken vorgestellt, wie etwa der Eingriff durch die Speiseröhre, mit dem der Magen von innen quasi zusammengefältelt und eingenommen wird, so dass sich sein Volumen verkleinert, er jedoch grundsätzlich intakt bleibt. Dies sei allerdings nicht für Leute gedacht, die an massivem Übergewicht leiden, aber um 5 bis 10 Kilo abzunehmen, sei es ganz praktisch und da in den USA der Medizin-Markt „frei“ sei, rechnen die Erfinder dieser Technik mit einem Milliarden-Business.

Noch spezieller war eine neue Operationsform aus Schweden. Einem Mann von 125 Kilo wurde mit einer Sonde durch die Speiseröhre ein Plastikschlauch in den Magen, von dort durch die Magenwand hindurch und zur Aussenwand des Bauches geführt. Dort wurde ein Ventil-Verschluss an das Schlauch-Ende montiert. Der Mann kann nun mit grossem Behagen eine riesige Portion seiner Leibspeise verzehren – er muss sie nur gut kauen.

Eine halbe Stunde nach dem Essen, wenn der Magensaft die Speisen schon etwas aufgelöst hat, geht der Mann aufs WC. Aus einer Tasche nimmt er ein kleines Gerät. Dieses besteht aus einem Plastikbeutel mit Flüssigkeit, einem kurzen Schlauch mit Anschlusssmuffe und einem längeren Schlauch, der in die WC-Schüssel hängt. Der Mann verschraubt nun die Muffe mit dem Verschluss auf seiner Bauchdecke und lässt einen Teil seines Mageninhalts – in Form einer gelblichen Flüssigkeit – ins WC fliessen. Anschliessend drückt er das Wasser aus dem Beutel zum Spülen in den Magen zhurück. Diese Prozedur muss er dreimal täglich vornehmmen, nach jeder Mahlzeit.

Er sei glücklich und zufrieden, meint der Mann, der mit diesem Hilfsmittel rund 30 Kilo abgenommen hat, denn er könnte sich nicht vorstellen, auf sein Lieblingsessen, das er gerne in grossen Mengen verspeist, zu verzichten. Und ich stelle ihn mir vor, mit seinem Plastic-Verschluss am Bauch, bei mehr oder weniger alltäglichen Verrichtungen, vom Sport übers Schwimmen bis zum Sex… – ein beklemmender Gedanke. Aber auch er, als Mit-Erfinder dieses Abnehm-Tools, erhofft sich davon einen happigen Gewinn.

In USA wurde auf dem gleichen Prinzip eine kleine Pumpe entwickelt, die automatisch den Magen „leert“ und mit Wasser nachspült. Etwa ein Drittel der verzehrten Speisen wird so wieder ausgeschieden, was zu einem Verlust von bis zu 50% des Übergewichts führen kann. Das System ist in USA allerdings noch nicht freigegeben und darf vorerst nur zu Forschungszwecken eingesetzt werden.

Wie gut hatten es doch die Alten Römer: da standen in einem Raum neben dem Speisesaal die kunstvoll verzierten Porzellan- und Keramik-Lavabos, in die sich die fröhlichen Esser erbrechen konnten, wenn nötig unter hilfreicher Mitwirkung einer Pfauenfeder, wie man einst mit andächtigem Schaudern gelernt hat…