10/8  Wohlbehalten zurück

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:29

Eine Woche lang waren wir unterwegs. Um uns die Mühsal langer Autofahrten auf deutschen Autobahnen in paneuropäischen Autoschlangen zu ersparen, wählten wir diesmal ein Transportmittel, das – nach unserer Erfahrung wohl nicht ganz zu Unrecht – im Rufe steht, ein „Altersheim auf Rädern“ zu sein: den Reisecar, all inclusive.

Es war ein rennomiertes Unternahmen mit besten Bewertungen im Internet, die Ausstattung der „Königsklasse“ war luxuriös und geräumig, der Chauffeur umsichtig und zuverlässig, die Fahrgemeinschaft angenehm und der Service perfekt… aber etwas Strapaziöses war dieser Form der durchorganisierten Städtetour nicht abzusprechen.

Das zeigte sich in meinem Fall vornehmlich am Hinterteil. Dieses wollte partout nicht so recht zu dem an sich auf Bequemlichkeit angelegten Fahrzeugsessel passen, oder umgekehrt. In der Mitte war die Federung des Sitzes weich und angenehm, auf den Seiten jedoch hart und kantig, was sich auf Dauer – und die Fahrten dauerten und dauerten – schmerzhaft in die Hinterbacken prägte und von dort bei jeder Unebenheit in der Strasse auf die Wirbelsäule durchschlug, als wäre der Nordosten Deutschlands noch immer unter DDR-Verwaltung…

Wie auch immer: kulinarisch war die Reise eine wahre Erlebnis-Expedition in die Welt der frischen Meerfische, die auf keinem Speiseplakat, keiner Menükarte und keinem Büffet fehlten. Dass Fisch so lecker zubereitet werden kann und in all seinen Varianten so vorzüglich schmeckt, das war mir bisher aus unbekannten Gründen verborgen geblieben. Ich habe auf diesem Trip möglicherweise meinen Bedarf an Omega-3-Fettsäuren auf Jahre hinaus gedeckt. Und die Leute, die auf dem Oerlikoner Wochenmarkt frischen Fisch anbieten, müssen sich jetzt wohl etwas wärmer anziehen.

Positive Ess-Erinnerungen sind das eine, das von Pauschalreisen übrig bleibt, Eindrücke von Landschaften, untermalt vom gelegentlich etwas eintönigen Singsang einer professionellen FührerInnen-Stimme, sind das andere. Und erst zuhause, wenn du im Reisehandbuch die verschiedenen Stationen deiner Rundfahrt nachschlägst, stellst du fest, was du alles NICHT gesehen hast…

Aber die Neugierde ist geweckt und jetzt ist vielleicht die Motivation da, sich das nächste Mal doch selber ans Steuer zu setzen.