27/10 Von wegen: Risiko Wurst?!
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 15:49 |
Nun toben sie wieder. Die Regulierungsgegner schreiben Zeter und Mordio in allen sozialen Medien und beschimpfen die WHO, die ihnen ihren täglichen Braten und das Grill-Barbecue vermiesen will. Und der Metzgermeister-Verband ist überzeugt, dass eine Studie, die seinen Interessen widerspricht, auf keinen Fall stimmen kann.
Als vor Jahresfrist die Eidgenössische Ernährungs-Kommission aufgrund umfangreicher Untersuchungen zum gleichen Schluss kam und von einem übermässigen Konsum von „rotem“ und verarbeitetem Fleisch abriet, tönte es ähnlich: was das Geschäft beeinträchtigen könnte, darf nicht wahr sein!
Dabei geht es – wie so oft – ja nicht darum, den Verzehr von tierischem Eiweiss in Form von Muskelfleisch zu verbieten oder gar unter Strafe zu stellen… es wurde und wird einzig vor einem übermässigen Konsum gewarnt. Zu diesem werden wir unweigerlich verführt, wenn ein Überangebot vorhanden sit.
Früher, daran erinnere ich mich, gab es einmal pro Woche Fleisch. Und dann bekam der Vater das beste Stück. Einst wurde es als sozialer Meilenstein gefeiert, als die Werktätigen am Sonntag ein Huhn im Topf hatten… Aber heute ist nicht nur alles andere Beilage, nein, wenn man die Inserate mit den verbilligten Produkten sämtlicher Grossverteiler betrachtet, so geht es da immer auch um rauhe Mengen von Fleisch, das mit bis zu 50% Rabatt auf den Markt geworfen wird, von der Pouletbrust über das Lammrack, das Schweinsfilet, das Nierstück bis zu den Koteletts… und es ist immer das hochwertige Luxusprodukt, das da per Farbinserat verramscht wird, nicht etwa das weniger gefragte Schnörrli oder Schwänzli, die sind bereits in der Tiermehlverarbeitung gelandet oder ins Ausland exportiert, zu Dumpingpreisen.
Massentierhaltung und Fleischberge, erodierende Preise, steigende Ansprüche… all das prägt unser derzeitiges Konsumverhalten und endet zwangsläufig in einer fleischlastigen, einseitigen Ernährung, die Risiken birgt, nicht nur das Krebsrisiko. Und der aktuelle Trend zum Vegetarismus ist da kein wirkliches Gegengewicht.
Doch unter dem Strich bleibt die ernüchternde Erkenntnis: was immer unser Dahinsiechen befördert – der Fleischkonsum ist bloss eine von vielen möglichen Ursachen, und wahrscheinlich nicht einmal die wichtigste, sonst wären alle Metzger-Dynastien längst ausgestorben… und jedes Leben hat einmal unweigerlich ein Ende, so oder so. Nur die Wurst hat deren zwei.