19/11 Wer sucht…
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:42 |
…der müsste eigentlich finden. Aber das ist nicht so leicht, wie das Bibelwort – Matthäus 7:8 – uns weismacht. Wer suchen möchte, wird auf eine verwirrliche Reise durch einen Datendschungel geschickt und mit vielen, schwer verständlichen Informationsfetzen allein gelassen.
Es geht um ein neues Tool, das seit gestern in den Medien intensiv beworben wird: Spitalfinder heisst es und soll dem ratsuchenden Patienten die Orientierung erleichtern, wenn er auf der Suche ist nach einer Klinik, in der er sich für seine Krankheit behandeln lassen möchte.
An sich wäre das ja eine gute Sache und durchaus begrüssenswert. Deshalb haben wir die Probe aufs Exempel gemacht und uns vorgestellt, wir wären stark übergewichtig und wollten uns nun anhand der neuen Webseite informieren, wo man am besten aufgehoben ist, wenn man z.B. einen Magenbypass möchte.
Aber mit dieser Fragestellung ist die Suche auch schon beendet, denn ein solches Behandlungs-Angebot findet man beim besten Willen nirgends, obwohl letztes Jahr in Schweizer Spitälern schätzungsweise 4’000 bariatrische Adipositas-Operationen ausgeführt wurden.
Am nächsten kommt man der Sache, wenn man unter „Krankheitsbild“ die Rubrik „Bauch“ wählt… aber dort gibt es jede Menge „Teilentfernungen“ von Darm-Abschnitten oder des Magens infolge Krebs und so, von Entfernung der Bauchspeicheldrüse, der Gallenblase, Eingriffe an der Speiseröhre… aber Operationen zur Gewichtsreduktion werden offenbar nirgends durchgeführt.
Dann kann ich erfahren, wie es in einzelnen Spitälern um die Patientenzufriedenheit bestellt ist und ob man der Kundschaft mit Respekt begegnet oder nicht. Auch erhalte ich Auskunft über Wundinfekte und Druckgeschwüre in den einzelnen Häusern, ob diese über-, unter- oder nur durchschnittlich vorkommen…
Und was sagt mir das am Schluss? Weiss ich jetzt, wohin ich mich wenden soll? Ist mir als laienhaftem Patienten mit diesen Informationen gedient? Wenn ich mal einen Hirnschlag haben sollte, ist es wohl zu spät, im Internet einen Spitalvergleich anzustellen. Dann entscheidet der Notarzt, wohin er mich bringt. Dorthin, wo es grad noch Kapazitäten hat.
Ich getraue mich gar nicht, mir vorzustellen, was diese Webseite gekostet hat. Verantwortet wird sie vom Krankenkassen-Dachverband santésuisse und vom Konsumentenforum. Bezahlt worden ist sie also von uns, den PrämienzahlerInnen.
Fazit: wer sich über die optimale Möglichkeit zur Adipositas-Behandlung informieren will, ist bei der SAPS immer noch am besten bedient.
Lieber Heinrich von Grünigen
Beim Spitalfinder haben wir uns auf die verfügbaren Daten gestützt. Weshalb also bariatrische Eingriffe wie der Magenbypass oder das Magenband vom BAG nicht erhoben werden, ist eine Frage die dem BAG zu stellen ist. Natürlich werden wir in Zukunft – wenn mehr Daten verfügbar sind – diese auch in den Spitalfinder integrieren, z.B. Geburten. Unser Gesundheitssystem krankt an der mangelnden Transparenz bei den Leistungserbringern. Ärzte, Spitäler und andere Leistungserbringer müssten eigentlich seit Einführung des KVG ihre Qualität von Gesetzes wegen nachweisen – in diesen 20 Jahren ist aber wenig bis nichts gegangen. Diese Transparenz-Lücke haben wir jetzt begonnen bei den Spitälern zu schliessen.
freundlichst grüsst
Monsieur Santé ^gpa