23/11  Ursache und Wirkung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:49

Bewegung ist gut für die Gesundheit. Wer mit dem Velo zur Arbeit fährt, holt sich Lorbeeren bezüglich Prävention, wer zu Fuss geht, kann sich das auf seinem täglichen Schritt-Konto gutschreiben. Eine der gängigen Empfehlungen lautet denn auch: auf dem Heimweg eine bis zwei Stationen früher aus dem Tram aussteigen und per pedes nach Hause gehen.

Die Strassenbahn und der Bus – also der ÖV – standen denn auch im Mittelpunkt eines japanischen Forschungs-Projektes. Es ging darum, anhand von rund 6’000 Personen zu untersuchen, wie der Gesundheitszustand ist von Leuten, die mit dem ÖV oder mit dem Auto oder zu Fuss zur Arbeit pendeln. Das Resultat verwundert eigentlich nicht: Probanden, die täglich die öffentlichen Transportmittel für ihren Arbeitsweg benutzten, wiesen deutlich geringere Häufigkeiten bei bestimmten Krankheitsbildern auf: 44% weniger hatten Übergewicht, 34% weniger litten an Diabetes und 27% weniger hatten zu hohen Blutdruck.

Interessanterweise waren die Werte der ÖV-Nutzer auch besser als jene der Leute, die den ganzen Weg zur Arbeit zu Fuss oder per Velo zurück legten. Die Forscher erklärten sich diesen Sachverhalt damit, dass möglicherweise die Strecke bis zu den ÖV-Haltestellen insgesamt länger seien als der kurze, direkte Fuss- bzw. Veloweg…

Eine Einschränkung formulierten sie aber selber: aus der Studie gehe nicht hervor, ob die ÖV-Benutzer nicht einfach von ihrer Konstitution her „gesünder“ seien als die anderen Studienteilnehmer. – Diese Überlegung ist es Wert, vertieft reflektiert zu werden: es liegt auf der Hand, dass übergewichtige und adipöse Menschen von einer gewissen Gewichts-Kategorie an Mühe haben, sich zu Fuss zu bewegen und deshalb zwingend auf ihr Auto angewiesen sind. Sie sind – im Rahmen dieser gezielten Betrachtung – also nicht dick, weil sie Auto fahren, sondern sie fahren Auto, weil sie dick sind…

Was umgekehrt wiederum nicht ausschliesst, dass sie dick geworden sind, weil sie zu viel Auto gefahren statt zu Fuss gegangen sind.

Ursache und Wirkung bedingen sich also gegenseitig und führen in einen Teufelskreis der Abhängigkeit.