27/11 Ein Anfang
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:16 |
Es ist ein Ärgernis. Wenn man einen eingeschriebenen Brief zur Post bringt – und das ist bei uns an sich eine einfache Sache, denn wir haben unser Büro im gleichen Haus, fünf Stockwerke oberhalb des Postbüros – so macht man sich auf zu einem wahren Orientierungslauf durch einen Hindernisparcours von Regalen, Ständern, Wühltischen und ähnlichem.
Hat man beim Eintreten seine Laufnummer gefasst, hat man erkannt, auf welcher Signaltafel dann der blinkende Aufruf erscheinen wird und zeichnet sich ab, wie lange etwa die Wartezeit dauern wird, kann man es sich in einem der Stühle bequem machen, sofern man die Nummern-Anzeige von dort aus noch zu erspähen vermag. Dazwischen türmen sich Berge von Waren auf, Gebrauchsgegenstände für den Alltag, Aktionen, Papeteriewaren, Bücher aus dem Warenhaussegment, Haushaltgeräte, Kinderspielzeug… und wenn du dich dann bis zum richtigen Schalter vorgearbeitet hast und dein Eingeschriebener ordnungsgemäss abgestempelt und bezahlt worden ist, guckt dich die Dame hinter dem Tresen durch das dicke Sicherheitsglas hindurch mit mitleidserregender Demut an und fragt, was sie dieser Tage unerbittlich fragen muss: „Brauchen Sie eine Auto-Vignette?“
Das Irritierendste allerdings waren doch die zahllosen Schleck- und Zuckerwaren, die – exakt auf der Höhe der Kinderaugen – den Weg zum Schalter säumen: als hätte es nicht an jedem Kiosk und in jedem Supermarkt schon überquellende Auslagen der knallbunten Verführereien, die unsere Kleinen und Kleinsten in ihren Bann ziehen und die Eltern oder Grosseltern einer moralisch-pädagogischen Zerreissprobe aussetzen.
Aber da erreichte uns gestern die tröstliche Kunde, dass die Post – endlich! – auf dieses Waren-Segment künftig verzichten will. Jahrelang haben Konsumenten-Organisationen im Interesse der Gesundheit der Kleinen gegen dieses Angebot gekämpft – nun hatte die Post offenbar ein Einsehen. Bravo, kann man da nur sagen. Es ist ein kleiner Schritt, aber er geht in die richtige Richtung. Andere Anbieter können sich daran ein Beispiel nehmen.