1/12  Hilf dir selbst

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:16

Man kennt ja die Geschichten von Münchhausen, dem Lügenbaron. Eine der eindrücklichsten handelt davon, wie er sich selber, in verzweifelter Situation, als er samt seinem Reitpferd im Morast zu versinken droht, an seinem eigenen Haarschopf aus dem Sumpf gezogen hat, um sich dann ans Trockene retten zu können.

Münchhausen ist quasi der Schutzpatron aller Selbsthilfegruppen, was allerdings nicht ganz stimmt, denn dort hilft man sich vornehmlich gegenseitig, nicht nur aus dem Sumpf bzw. der Patsche, sondern vor allem bei der individuellen Bewältigung einer schwierigen Situation, in der Regel bedingt durch eine Krankheit.

Vor vier Jahren haben wir unsere eigene Gruppe gegründet für Menschen, die sich über ihre Gewichtsprobleme austauschen möchten. Über siebzig Mitglieder zählt sie derzeit auf dem Papier, aber höchstens ein knappes Dutzend davon treffen sich mehr oder weniger regelmässig zu den monatlichen Meetings, immer auch anhängig davon, zu welcher Thematik ein Referat einer Fachperson angesagt ist.

Sinn und Zweck solcher Gruppen bestehen eigentlich darin, dass sie sich aus sich selber heraus organisieren, dass gewissermassen Demokratie im Urzustand herrscht, indem alle gleichberechtigt sind, niemand die andern dominiert, niemand die Führung an sich reisst, reihum jedes Mitglied ein Treffen leiten kann, gemeinsam das Tätigkeitsprogramm bestimmt wird…

Aber von diesem frühchristlichen Idealzustand sind wir weit entfernt: Planung, Organisation und Leitung liegen fest in unserer Hand, die Treffen finden auf der Geschäftsstelle der Stiftung im Sitzungszimmer statt und für Getränke und Knabberwaren wird umsichtig gesorgt. Dass wir damit einen eher unüblichen Rundum-Service bieten, wurde mir heute bewusst, als es darum ging, einen Fragebogen auszufüllen, mit dem die nationale Dachorganisation Selbsthilfe Schweiz den aktuellen Zustand im Selbsthilfe-Wesen erheben will.

Trotzdem habe ich nicht das Gefühl, dass wir zuviel oder gar das Falsche tun: Kompetenz und Verlässlichkeit sind die Werte, die wir hochhalten wollen. Anleitungen zur Selbsthilfe können wir nur geben, wenn wir selber und wenn vor allem unsere ExpertInnen glaubwürdig und professionell auftreten. In diesem Sinne wollen wir unser ambitioniertes Programm auch im kommenden Jahr weiterführen.