10/12 Kiff dich schlank!
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 15:33 |
Erst gestern geisterte eine Meldung durch Facebook. Mit Cannabis-Konsum könne man die Gewichtsreduktion unterstützen. Sogleich schiessen Assoziationen durchs Gehirn: wäre dies ein valabler Grund für die Legalisierung der Tüte? Ein Klick auf Google zeigt: das Thema ist uralt und beschäftigt Forscher wie User seit den 70er-Jahren. Offenbar ist die Anzahl fettleibiger Personen unter denen, die sich gelegentlich oder regelmässig einen Joint reinziehen, tatsächlich geringer. Dies sei, wird vermutet, weil der Cannabis-Wirkstoff den Stoffwechsel ankurble. Auch wurde durch empirische Beobachtung festgestellt, dass kiffende Personen bei ordinären Verrichtungen generell mehr Kalorien verbrauchen würden als Nichtkiffer.
Sollen wir also den Teufel mit Beelzebub austreiben? Die Perspektive hat für mich etwas von der Methode, die früher mal als erfolgversprechend galt beim Abnehmen: sich einen Bandwurm einpflanzen zu lassen, der dann quasi von innen her dafür sorgte, dass weniger Kalorien aufgenommen wurden…
Die Feststellung erinnert mich an meine eigenen, wenn auch bescheidenen Erfahrungen mit dem Gras, die ebenfalls weit in die 60er- und 70er-Jahre zurückreichen. Man hing damals in Cliquen ab, hörte Musik, trank anständigen Wein, diskutierte und wollte die Welt verbessern… Ich hatte – was möglicherweise damit zu tun hatte, dass ich schon damals zu einer gewissen Fülligkeit neigte – eine ziemliche Resistenz entwickelt gegen alles, was eine betäubende Wirkung haben sollte. Nein, eigentlich hatte dies schon in früher Kindheit begonnen: als ich mit elf Jahren am Blinddarm operiert werden musste, setzte man mir auf dem OP-Tisch eine kleine Mull-Maske auf, auf die aus einer Flasche Äther geträufelt wurde… Ich solle jetzt tief einatmen und langsam bis zehn zählen, sagte die freundliche Dame, zu der man damals noch Krankenschwester sagen durfte.
Als ich bei fünfundzwanzig angekommen war und fragte, wie lange ich noch zählen müsste, goss die Schwester einen guten Schuss nach, und mir wurde schwarz vor den Augen. Mit dem Erfolg, dass ich mich dann offenbar während der Operation erbrechen musste, dabei etwas vom Erbrochenen in die Lunge einatmete, wo es sich derart festsetzte, dass ich noch lange Jahre später bei den militärischen Durchleuchtungen unter dem Verdacht stand, an einer schlimmen TB zu leiden. – Ähnlich erging es mir bei meinen späteren Selbstversuchen mit Marihuana: ich zog und zog an dem glimmenden Stängel und wunderte mich, dass ich keine Wirkung verspürte… bis mich eine bleierne Übelkeit befiel und ich mich gerade noch an einen sicheren Ort zur Erleichterung begeben konnte. Aber das Erlebnis war keineswegs lustvoll und rief nicht nach Wiederholung.
Dass das Thema jetzt wieder aufs Tapet kommt, wundert mich. Man ist dem Konsum der sogenannt weichen Drogen gegenüber ja viel toleranter als früher. Aber als wirklich hilfreich würde ich ihn nicht einstufen.