22/12  Schlemmen mit Vernunft

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:30

Feiertage stellen für Linienbewusste eine Herausforderung dar. Darf ich am Jahresende mal so richtig zuschlagen und dabei meine erfolgreiche Gewichtskontrolle nicht nur aufs Spiel setzen sondern sie ernsthaft gefährden?

Weihnachts- und Neujahrs-Essen haben traditionell ein besonderes Gepräge. Während Jahren stand bei uns an Weihnachten ein Schinkli im Teig auf dem Tisch, da dies wenig vorzubereiten gab und da es jeweils ein Geschenk einer dankbaren Seele war, die sich für geleistete Dienste revanchierte.

Im Laufe der Zeit wurde allerdings der Fleischkern im Brotmantel jeweils etwas kleiner, aber dem herrlichen Geschmack der frisch gebackenen, vom Schinkensaft durchtränkten Brotteig-Kruste in Schweinchenform tat dies keinen Abbruch. Und auch als der Schinkli-Service schliesslich versiegte hielten wir die Tradition weiter hoch, aus eigenem Antrieb…

Das Alternativ-Menu an Silvester war ebenfalls klassisch: Fondue Chinoise, im Wechsel mit Raclette, kombiniert mit einem kleinen Tischgrill.

Heute stehen wir vor einer Art Dilemma: die strenge ketogene Ausrichtung unserer Ernährung verbietet strikte den Verzehr von Kohlenhydraten, also entfällt der Teig, der sonst den Reiz des ummantelten Schinklis ausgemacht hat… und bei der Chinoiserie trifft das Verdikt die verschiedenen Saucen, die doch eigentlich das im Grunde fade Fleisch aus der Brühe erst aufgepeppt haben…

Was also tun? Wir haben uns für eine vorsichtige Annäherung entschieden: Schinken ja, aber ohne Teig, quasi nackt, wie die Sau ihn wachsen liess… und Fondue Chinoise mit nur wenigen, kräftig gewürzten Saucen, so dass ein Hauch davon genügt, den Gaumen zu kitzeln. Wir haben inzwischen gelernt, vorsichtig mit dem Essen unzugehen. Mal gucken, ob uns das an der Festttafel auch gelingt.

So lautet jedenfalls die Empfehlung in der Ernährungssplattform FoodMonitor: dort werden die traditionellen Festtagsmenus verschiedener Nationen unter dem Aspekt der Bekömmlichkeit analysiert und es wird festgestellt, dass praktisch alle Lebensmittel wertvolle Ingredienzien und Nährstoffe enthalten und es deshalb keinen Grund gibt, ausgerechnet an den Festtagen vom Verzehr abzusehen – solange man sie mit Bedacht geniesst und nicht masslos ins Schlemmen gerät. Die Dosis machts.