16/2 Fleisch ohne Fleisch
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:17 |
Fleisch wird zum Risiko. Die Warnung der Weltgesundheitsorganisation WHO hat es bis in die Schnitzelbänke der Basler Fasnacht geschafft. Einer der Verse war der inkriminierten Wurst gewidmet, die man wohl über kurz oder lang draussen vor der Beiz bei den Rauchern verzehren müsse…
Zu diesem Thema passt auch ein Report, den ich unlängst im TV gesehen habe: unter dem Titel „Die Fastfood-Revolution, so isst Deutschland“ wurde einen ganzen Abend lang über aktuelle und künftige Ernährungsrends berichtet. Unter anderem auch über die fleischverarbeitende Firma Rügenwalder Mühle, die vor drei Jahren die Produktion von „Fleisch ohne Fleisch“ aufgenommen hatte, um trotz des steten Vormarsches der Vegetarier den Markt nicht zu verlieren. Diese Idee stiess zunächst innerhalb des Unternehmens auf heftige Ablehnung, widersprach sie doch der 170 jährigen Tradition der Metzgermeister im Betrieb. Sie erwies sich jedoch rasch als publikumswirksamer Erfolg, 100 neue Stellen konnten geschaffen werden, eine eigene Fabrik wurde erstellt und die neuen Produkte machen bereits 20% des Geschäftsvolumens aus. Zur Zeit werden neue Produkte entwickelt, die auch Veganer ansprechen sollen und gänzlich auf tierische Zutaten verzichten.
Der Bericht hat einen kleinen Blick hinter die Kulissen der Produktion geworfen. Was aufgefallen ist: die vegetarischen Angebote aus der Rügenwalder Mühle „imitieren“ bestehende Charcuterie-Angebote und kommen – wie praktisch alle Quorn- und anderen Fleisch-Ersatz-Produkte – als „verkleidete“ Fleisch-Spezialitäten daher, als panierte Schnitzel, falsche Koteletts, Fleischkäs- und Aufschnitt-Imitate. Auch Würste gibt es im Vegi-Format… Und ich habe mich immer gefragt, was das eigentlich solle. Wer aus Überzeugung auf den Fleischkonsum verzichtet, der wird ja nicht danach lechzen, dass seine Speise auf dem Teller ausgerechnet aussieht, als würde sie von einem Tier stammen!
Die Rügenwalder Marketing-Experten haben offenbar etwas Ähnliches gedacht. Sie seien dabei, auch „neue“ Formen zu entwickeln, die sich in Form, Aussehen und Textur nicht mehr an den geläufigen und bekannten Fleisch-Speisen orientieren. Da darf man gespannt sein, wie sie dies bewerkstelligen und wie solche Lebensmittel Anklang finden, wenn sie erst auf dem Markt sind. Sollen bekennende Fleisch-Esser auf den neuen Ernährungspfad gelockt werden, muss das kulinarische Erlebnis stimmen, denn es geht langfristig nicht nur um die Gesundheit (im Sinne der WHO), sondern auch um die Frage einer nachhaltigen Produktion angesichts schwindender Ressourcen.