8/3 Auf dem Trottoir
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 14:31 |
Ich bin ein Verkehrssünder. Täglich verstosse ich gegen mindestens eine Verkehrsregel, meist mehrmals. So richtig bewusst ist mir dies heute morgen geworden beim Lesen des Blättleins: den Velofahrern würde das Unrechts-Bewusstsein fehlen, deshalb fahren sie rücksichtslos auf den Trottoirs und nehmen keine Rücksicht auf die Fussgänger. Sie nehmen sich alle Rechte heraus und setzen sich über geltendes Recht hinweg.
Auf das Delikt „Velofahren auf dem Trottoir“ steht eine Busse von CHF 40.–, wenn man in flagranti erwischt wird und sofort bezahlt, auch das war mir nicht so plastisch bewusst. Aber ich bin ein diskreter Sünder. Ich fahre Velo, weil mich dier Knie beim Gehen schmerzen. Arthrose. Zwar hat sich die Situation deutlich verbessert, seit ich leichter geworden bin, aber es bereitet mir immer noch Mühe, längere Strecken zu Fuss zu bewältigen. Deshalb fahre ich jeden Tag mit dem Rad ins Büro.
Nun liegt unser Wohnhaus an einer an sich wenig befahrenen Strasse, die zum Bahnhof führt. Aus irgendwelchen Gründen, die mir nicht bekannt sind, ist das Trottoir zur Strasse hin gesäumt von einer Absperrkette, die zwischen metallene Pfosten gespannt ist. Es ist mir also nicht möglich, von der Haustür direkt auf die Strasse zu gelangen. Ich muss dem ganzen Häuserblock entlang zur nächsten Kreuzung, wo auch die Fussgänger die Strasse queren können.
Ich bin allerdings ein bedachtsamer Velofahrer. Ich bewege mich grundsätzlich nicht schneller als im Schritttempo, überhole niemanden, der vor mir geht, halte an und warte, bis entgegenkommende FussgängerInnen mich bei engen Passagen gekreuzt haben und fahre nur, wenn die vor mir liegende Strecke frei ist.
Bis heute hat mich noch kein Ordnungshüter „erwischt“, zur Kasse bin ich auch noch nie gebeten worden. Im Blättlein wird die Frage gestellt, ob die 40 Franken allenfalls eine zu geringe Busse seien, um Velo-Rowdies abzuschrecken. Eine schlüssige Antwort ist aus den Reaktionen der Leserschaft bis jetzt nicht ersichtlich. Mich solls nicht stören: bald kommt die Zeit, da ich mich leichtfüssig bewegen und das Rad locker neben mir her schieben kann. Dann pfeife ich auf Bussen.