Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 13:17 |
Künstliche Süssstoffe als Helfer in der Not. Das war ein interessantes Denkmodell auf der Suche nach einer Alternative zum überhöhten Zuckerkonsum. Noch kürzlich vertrat der oberste britische Gesundheitsbeamte die Meinung, allfällige negative Wirkungen des Konsums von künstlichen Süssstoffen würden bei weitem aufgewogen durch die gesundheitlichen Vorteile, welche der Verzicht auf zuviel Zucker bringt. Die These war einleuchtend und führte zur Parole: im Zweifel für den Süssstoff.
Diese Interpretation erhält nun einen Dämpfer, wenn es um schwangere Frauen geht. Eine neue Studie aus Kanada, in der 3’033 Mütter während ihrer Schwangerschaft und in den ersten Jahren nach der Geburt des Kindes begleitet wurden, hat gezeigt, dass die Kinder jener Frauen, die während der Schwangerschaft regelmässig künstlich gesüsste Getränke zu sich nahmen, in den ersten Lebensjahren deutlich mehr Gewicht zulegten als die Kinder jener Mütter, die keine Süssstoffe verwendeten.
Damit wurde zum ersten Mal – wenn auch „indirekt“ – ein Zusammenhang aufgedeckt zwischen Zucker-Ersatzprodukten und menschlichem Übergewicht. Der Austausch des Zuckers kommt in weitem Bogen zurückgeflogen: konsequenter Verzicht wäre gesünder und ist überdies nur eine Gewöhnungsfrage.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 12:05 |
Spiessrutenlauf durch Schlaraffia. Diese Kurzformel für eine komplexe Situation ist mir heute beim Grübeln über die nächste Zukunft eingefallen. Dazu muss ich etwas ausholen. Wir wohnen unmittelbar neben dem Bahnhof Oerlikon und haben vom Frühstücksplatz aus die beste Aussicht auf die Baustelle, die langsam ihrer Vollendung entgegenwächst. Im Untergrund des neuen Bahnhofs soll eine „Einkaufsmeile“ entstehen, mit allen Shops und Annehmlichkeiten, wie man sie von den grösseren Stationen her kennt. Dazu gehören auch Snack-Buden und Imbiss-Stände aller Art.
Diese Überlegung hat mich bewogen, mal eine Bilanz über das aktuelle Angebot in dieser Richtung zu erstellen. Im Umkreis von weniger als hundert Metern zum Bahnhof gibt es heute bereits 9 (in Worten: neun) Möglichkeiten, sich von früh bis spät mit warmer Verpflegung nach jedem Gusto einzudecken: da ist der Migros-Take-Away, die McDonald’s-Filiale, ein Starbucks, ein Bretzel-König, ein Royal Döner, der Coop-Take-Away, die neue Chickeriea, das Asia-Happy Fish und der schon alteingesessene Burger King… – Und in einem nur leicht erweiterten Umfeld hat es noch mehr als zehn Restaurants bzw. Gaststätten, die zum Verweilen und zum Konsumieren einladen.
Ich erinnere mich, dass ich bei meinem ersten Trip nach Paris vor einem halben Jahrhundert beindruckt war von der Vielzahl kleiner Verkaufstände, die an jeder Strassenecke etwas Essbares feilboten, vom Käse-Croissant bis zum warmen Croque-Monsieur, und dass ich insgeheim dachte, es wäre doch schön, wenn es so etwas auch in unserem verschnarchten Bern gäbe.
Aber nun, da die Food-Lawine wie eine Springflut über uns zusammenschlägt, drohen selbst geübte SchwimmerInnen darin unterzugehen. Wen darf es da noch wundern, dass wir dick werden?
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 13:19 |
Die „mediterrane“ Küche sei gesund. Heisst es. Freund Rolf war lange der Überzeugung, eine grosse Portion Spaghetti Carbonara sei der Inbegriff der mediterranen Ernährung, und wunderte sich, dass er nicht abnahm. Eigentlich müssten die Mittelmeer-Anrainer ja die gesündesten Europäer sein, aber eine unlängst in Rom veröffentlichte Studie spricht eine andere Sprache, wie der Italien-Experte Heiner Hug im JOURNAL 21 berichtet:
Demnach sind 46,4 Prozent der erwachsenen ItalienerInnen übergewichtig oder adipös (36,2% mit Übergewicht, 10,2% mit Adipositas – diese Zahlen entsprechen in etwa auch den Werten bei uns). Was aber auffällt: es gibt ein deutliches Gefälle zwischen Nord und Süd. Je weiter südlich der Landstrich, desto höher der Anteil der Adipositas-Betroffenen, und entsprechend auch die Häufigkeit der Begleiterkrankungen. Neu ist offenbar, dass in Italien die Lebenserwartung erstmals seit diese wissenschaftlich seriös erfasst wird, rückläufig ist. Auch wenn es sich nur um eine statistisch kleine Zeitspanne von 0,2 bzw. 0,3 Jahren handelt, wurde durch die Gesundheitsbehörde doch eindeutig eine Trendwende festgestellt.
Wie kommt es dazu? Wurde die – im klassischen Sinn „mediterrane“ – einfache Ernährung mit naturbelassenen Lebensmitteln aufgegeben zugunsten einer modischen Verpflegung mit industriell gefertigten Speisen, die kalorienreich sind und raffinierte Kohlehydrate enthalten? – Bis im Jahr 2030 sollen, so eine Prognose der WHO, sogar 75 Prozent aller ItalienerInnen übergewichtig oder adipös sein, der mediterrane Lebensstil kann seine heilsame Wirkung nicht (mehr) entfalten, Experten sprechen von einem „stillen Massaker“, das der moderne Lebenswandel auslöst.
Die Perspektive – da muss ich meinem lieben alten Kollegen Heiner Hug widersprechen – ist keineswegs tröstlich, dass die Entwicklung in den meisten Ländern in die gleiche Richtung verläuft. Handeln ist angesagt.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 17:04 |
Er wollte wachrütteln, ein Zeichen setzen, damit andere nicht das erleiden müssen, was er erlitten hatte. Die Rede ist von Hector Garcia jr., einem 49 Jahre alten Amerikaner, der in einem bewegenden, berührenden Bild-, Video- und Tondokument sein Leben als schwerst übergewichtiger Mann beschreibt. Wir haben das Video heute auf der SAPS-Facebook-Seite aufgeschaltet.
Hectors Schicksal ist nicht singulär, viele vegetieren wie er in einer Gewichtsklasse, die es ihnen verbietet, aktiv am Leben teilzunehmen. 272 Kilo war er schwer, hatte seine ganze Kindheit durch unter dem Stigma der Fettleibigkeit gelitten, war in der Schule verspottet und gemobbt worden und hatte sich immer nur über seinen Ausnahmezustand definieren können. Als sein Gewicht schliesslich seine Gelenke zu ruinieren drohte und er eine Knie-Operation ins Auge fasste, eröffnete ihm der Chirurg, dass er zuerst abnehmen müsse, ehe der Eingriff gewagt werden könne.
Hector nahm erfolgreich 155 Kilo ab und wog noch 117, konnte sich wieder bewegen, schwimmen, dabei sein… aber mit der Knie-OP lief etwas schief, es gab Komplikationen, welche Nach-Operationen nötig machten, so dass er lange Zeit im Spital und in der Reha verbrachte, ohne sich bewegen zu können… und langsam kamen die verlorenen Pfunde zurück: sein Gewicht stieg wieder an, bis auf 288 Kilogramm.
Er wollte sein Leben in Bildern und per Video dokumentieren, um für andere „ein abschreckendes Beispiel“ zu sein, um sie zu veranlassen, frühzeitig gegen das zuviele Gewicht anzugehen, denn er selber sei, sagte er, das „Worst-Case-Szenario“. Und er hatte sich mit 48 Jahren damit abgefunden, seine Zeit immobilisiert in einem Sessel zu verbringen, „wie ein Kind, das hinter einem Schaufenster gefangen ist und draussen das Leben vorbeiziehen sieht, ohne daran teilnehmen zu können“.
Da bekam er Probleme mit der Lunge: die Krankheit COPD nahm ihm zunehmend die Atemluft, er drohte zu ersticken, bekam nicht mehr genug Sauerstoff und brach schliesslich nach einem Gang von wenigen Schritten vom Stuhl zur Türe zusammen – und verstarb. – Seine Familie erfüllte ihm den Wunsch mit der Bild- und Text-Dokumentation, die nun über die sozialen Medien um die Welt geht.
Aber: was bewirken solche aufwühlenden, bewegenden und berührenden Dokumente wirklich? Ich stelle in der nächsten Ausgabe des SAPS-Magazins „saps.ch“ zwei Bücher ausführlicher vor, die in vergleichbarer Weise, wenn auch in unterschiedlichem Stil und Tonfall die identische Thematik berühren: „Die Fettlöserin“ von Nicole Jäger und „Weil ich ein Dicker bin“ von Bertram Eisenhauer. Die Protagonisten beider Bücher spielen in einer vergleichbaren Gewichts-Liga und haben heftige, z.T. kontroverse Reaktionen ausgelöst, von begeisterter Zustimmung bis hin zu Zweifeln an der Glaubwürdigkeit ihrer Ausführungen.
Unsere Aufklärungsarbeit wäre eigentlich unverzichtbar… wenn wir sie uns auf Dauer leisten könnten.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 15:21 |
Der Geschmack wird in der ersten Lebensphase konditioniert. Eine aktuelle Untersuchung an Kleinkindern hat gezeigt, dass Kinder, die in den ersten Lebensjahren eher Süsses bevorzuugen, in einer späteren Zeit mehr Gewicht ansetzen als jene Kids, die eher salzige Snacks gefuttert haben. In einer Studie der Universität Michigan konnten die Kids wählen zwischen süssen Bisquits mit Schokolade und salzigen Chips, und sie durften davon essen, soviel sie mochten…
Die spätere Gewichtskontrolle in den Folgejahren zeigte, dass diejenigen, die „süss“ gewählt hatten, mehr Gewicht zulegten als jene, die gerne „salzig“ snackten, obwohl sie dabei eigentlich keinen Hunger hatten.
Diese Nachricht erinnert mich an unsere Erziehungsversuche mit dem Erstgeborenen vor über 40 Jahren: wir versuchten ihn so gut wie möglich von Zucker fern zu halten und das war uns auch einigermassen gelungen… so lange, bis einmal, auf einer Ferienreise, eine Verkäuferin in einem Tante-Emma-Laden dem quengelnden Bübchen quasi hinterrücks einen Chupa-Chup-Lutscher in den Mund steckte, worauf er für den Rest seiner Jugend auf „süss“ umprogrammiert war. Vielleicht fehlte uns auch einfach die Hartnäckigkeit, allfällige Auseinandersetzugen durchuzustehen.
Inzwischen hat sich die Sache ausgewachsen. Nachhaltige Schädigungen sind bis jetzt nicht aufgetreten.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 17:00 |
Der Weg ist das Ziel. Heisst es. Hier aber bestimmt das Ziel den Weg: möglichst rasch möglichst viel abnehmen. Das möchten insgeheim wohl die meisten, die sich mit ihrem Übergewicht schwer tun. Dabei lehrt uns die Schulmedizin, dass der Weg zu einem geringeren Gewicht gemütlich unter die Füsse genommen werden muss.
Ich habe eben das sehr berührende Buch von Nicole Jäger „Die Fettlöserin“ fertig gelesen. Darin beschreibt sie den überaus steinigen Weg, auf dem sie, aus eigener Kraft, innerhalb von sieben Jahren ihr Gewicht von 340 Kilo auf 170 Kilo reduziert hat. Das macht, mit allen Ups und Downs und sämtlichen Stillsatand- und Plateau-Phasen inklusive, im Schnitt 2 Kilo pro Monat. Das ist beachtlich und staunenswert.
Aber den meisten, die ob ihrem Gewicht verzweifeln, geht das zu lange, ist das „Resultat“ zu wenig rasch sicht- und vor allem wägbar. Deshalb tun sie sich immer wieder in wilder Entschlossenheit Radikal-Diäten und obskure Kuren an, von denen man eigentlich schon vorher weiss, dass sie im besten Fall nichts nützen, aber im schlimmerern und realistischen Fall am Ende noch weitere Zusatz-Kilos auf die Waage bringen…
Und dann lesen wir im SonntagsBlick zum Tag der Arbeit die Nachricht, dass der Schauspieler Leonardo Nigro, 42 Jahre alt, derzeit um die 100 Kilo schwer (die er sich zum Teil für seine letzten Filmrollen extra anfuttern musste) in ein Kurhaus nach Oesterreich fahre, um dort innerhalb von zwei Wochen sage und schreibe 15 Kilo abzuspecken. Wenn das mal gut geht?!
Das Abnehmen kann klappen. Aber ohne nachsorgende medizinisch-fachliche Betreuung wird es schwer fallen, das neue Gewicht auf Dauer halten zu können. Denn in den zwei Kurwochen wird es kaum gelingen, das Essverhalten des Patienten dauerhaft umzuprogrammieren. Und das wäre die Voraussetzung für einen nachhaltigen Gewichtsverlust.
Wir sind gespannt auf die nächsten Schlagzeilen.
|
Info
Letzte Artikel
Suche
Facebook
Archiv
|