3/6 Schule steht still
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 14:11 |
Es ist schlicht eine Katastrophe. Da wird überall darüber geklagt, dass unsere Jugend sich zu wenig bewegt, nur noch vor dem Bildschirm hockt und am Gamen ist… und dann fällt eines der wenigen erfolgreichen Bewegungsprogramme für Kinder und Jugendliche praktisch sang- und klanglos einem läppischen Rotstift zum Opfer.
Unter dem beschönigenden Stichwort Stabilisierungsprogramm 2017-2019 wurde allen eidgenössischen Bundesdepartementen eine Sparauflage verordnet. Offenbar wenig geliebte oder für überflüssig gehaltene Dienste und Leistungen kommen unter die Einspar-Guillotine.
Im Rahmen verschiedener Arbeitskreise war in den letzten Monaten das Thema herum gereicht worden: Das Bundesamt für Sport BASPO muss sparen und sucht nach Möglichkeiten, das bisher äusserst erfolgreiche Programm „Schule bewegt“ auszulagern. Die dafür veranschlagten Kosten wurden allerdings anfänglich so irreführend tief veranschlagt, dass viele der potenziellen Interessenten kalte Füsse bekamen, sobald sie die Kostenstruktur näher und mit Blilck auf die Realität untersucht hatten. So etwa die Pro Juventute, die lange als aussichtsreichste Anwärterin für eine nahtlose Übernahme gegolten hatte. Am Schluss hatten sich alle Verhandlungen zerschlagen, „Schule bewegt“ fand keine neue Heimat, obwohl alle ausnahmslos überzeugt sind, dass es sich dabei um eine segensreiche Institution mit einer grossen gesundheitsförderlichen Wirkung handelt – gerade im Blick auf die Eindämmung des kindlichen Übergewichts, das noch immer auf dem Vormarsch ist.
Gestern nun hat das BASPO in einem knappen Communiqué darüber informiert, dass das Programm „Schule bewegt“ auf Ende 2016 unwiederbringlich eingestellt werde. Die einschlägigen Materialien stehen interessierten Schulen noch zur Verfügung, „solange Vorrat“. Aber dann steht die Schul-Bewegung still, endgültig.
Ich habe heute in keiner der Zeitungen, die ich darauf hin abgesucht habe, auch nur eine einzige Zeile zu diesem Sachverhalt gefunden. Es interessiert offenbar kein Schwein, dass unsere Kids per Federstrich zu mehr Sedentarität verknurrt worden sind. So wie ja auch lauthals darüber gejammert wird, dass die Jungen heute keine Beziehung mehr zu den Lebensmitteln und deren Zubereitung hätten – und gleichzeitig wurde überall an den Schulen der Hauswirtschafts-Unterricht gekürzt oder gestrichen. Eine paradoxe Doppelmoral, in welcher die Sparwut (meist die Folge einer verunglückten Steuersenkungspolitik) höher gewichtet wird als die Rücksicht auf unsere Gesundheit!