8/7 Pyramidal
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:13 |
Expertenwissen ist gefragt. Heute hat mich ein Meinungsforschungsinstitut angerufen. Es macht im Auftrag einer Bundesstelle eine Umfrage zum Nutzen und zur Qualität der sogenannten „Lebensmittelpyramide“. Das ist die Darstellung der gebräuchlichen Nahrungsmittel in Form einer Pyramide: je weiter oben, desto vorsichtiger sollte man sie konsumieren, wenn man sich vernünftig, ausgewogen und „gesund“ ernähren will.
Zuunterst sind die Getränke. Ungesüsst, wenn immer möglich, Wasser aus der Flasche oder aus dem Hahn, Leitungswasser also, oder Tee ohne Zucker und ebensolchen Kaffee. Dann kommen Früchte und Gemüse, von denen sollte man täglich mindestens 5 Portionen zu sich nehmen, wenn möglich in verschiedenen Farben. Darüber die Getreideprodukte, Kartoffeln und Hülsenfrüchte, alles was Kohlenhydrate und Stärke enthält, die dem Körper zwar Energie liefern, aber – im Übermass genossen – sich auch als Fett in der Reserve speichern. Darüber die Eiweiss-Lieferanten Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Eier und auch Tofu. Schon fast zuoberst rangieren die Fette, enthalten etwa in Butter, in Speiseöl oder in Nüssen, deren täglicher Verzehr angelegentlich empfohlen wird. Und ganz an der Spitze findet man all die Süssigkeiten, das salzige Knabbergebäck und auch den Alkohol, die alle in kleinsten Mengen und mit Andacht genossen werden sollten…
Für wen ist diese Pyramide wichtig, wollten die Marktforscher wissen. Wer soll sich damit befassen? Sind die Botschaften verständlich? Was könnte man verbessern? Fragen, die nicht einfach so aus dem Handgelenk zu beantworten sind, vor allem wenn man selber von Jahren bei der Erarbeitung der Vorläuferin der aktuellen Darstellung beteiligt war.
Die Pyramide ist eine nützliche Eselsleiter, an die man sich halten kann, wenn man seinen täglichen Menüplan gestaltet. Sie isein Hilfsmittel, mehr nicht. Denn was bringt es dem Konsumenten, wenn er zwar die Pyramide in- und auswendig kennt – aber sich beim Einkauf dann doch von den eigenen geschmacklichen Gelüsten und Vorlieben leiten lässt? Wenn er sich zu den Sonderaktionen hingezogen fühlt, ein Schnäppchen machen muss, wenn zehn Nutella-Dosen im Multipack um 50 Rappen billiger angeboten werden..?
Kaum irgendwo klafft die Lücke weiter auseinander zwischen dem vermeintlichen „Wissensstand“, über den die Konsumenten in Sachen Einkauf und Ernährung zu verfügen glauben, und ihrem realen Kaufverhalten, als in der Wirklichkeit, wie sie sich im Supermarkt zwischen den prallvollen Regalen dann manifestiert.
Das darf uns aber nicht davon abhalten, das nützliche Instrument der Lebensmittelpyramide weiter zu perfektionieren, inhaltlich laufend an die aktuellen Erkenntnisse der Forschung anzupassen – was auch regelmässig geschieht – und formal so zu gestalten, dass sich auch die junge und jüngste „Generation App“ angesprochen fühlt. – Mehr Infos zur Pyramide gibt es hier.