15/7  Leben mit 300 Kilo

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:31

Den Link haben wir auf der SAPS-Facebook-Seite aufgeschaltet. Er führt zu einer amerikanischen Doku-Serie, die der deutsche Privatsender TLC ausgestrahlt hat. Es sind 7 Filme à 43 Minuten. Eine TV-Equipe begleitet darin jeweils eine Person während eines Jahres hautnah in ihrem Kampf gegen massivstes Übergewicht.

Alle sieben ProtagonistInnen (ein Mann und sechs Frauen) sind rund 300 Kilo schwer. Sie haben aus unterschiedlichen Gründen so stark zugenommen, leben in ganz verschiedenen familiären Situationen und sind an einem Punkt in ihrem Leben angelangt, wo sie realisieren, dass es nur noch die Alternative gibt: Abnehmen – oder an den Folgen des Gewichts sterben!

Sie alle unterziehen sich einer Magenbypass-Operation im Universitätsspital Houston, Texas. Sie werden betreut vom Adipositas-Chirurgen Dr. Younan Nowzaradan. Als erstes verlangt er von ihnen, dass sie mindestens zehn Kilo ohne seine Hilfe abnehmen können, zum Beweis, dass sie willens und in der Lage sind, ihre Essgewohnheiten zu verändern, wie sie es auch nach der OP ihr restliches Leben lang konsequent tun müssen.

Gelingt ihnen dies, werden sie operiert und nach zwei Tagen wieder nach Hause entlassen. In regelmässigen Abständen findet eine Kontrolle statt, bei der die Erfolge, aber auch allfällige Rückschläge und deren Ursachen diskutiert werden. Das Umfeld, in denen die PatientInnen leben, ist sehr unterschiedlich. Da ist die 42jährige Zsalynn, Ausgangsgewicht 271 Kilo, die zuhause gegen ihren Mann ankämpfen muss, der sie vor Jahren geheiratet hat, weil er auf übermässig dicke Frauen steht und der nun ihren Abnehm-Kampf mit zynischer Häme zu torpedieren versucht… Da ist der 45jährige Chuck, der sich mit 316 Kilo kaum noch bewegen kann und von seiner Frau wie ein Baby versorgt werden muss, bis sie sich von ihm trennt und er allein seinen Weg zu einem neuen Ich und zum Neuanfang finden muss… Oder Amber, 23 Jahre alt und 298 Kilo schwer, die Beine riesig angeschwollen mit Lipödemen, eine Frustesserin, die den ganzen Tag Nahrung in sich hineinstopft und von ihren Eltern „zum Trost“ auch im Spital noch mit FastFood versorgt wird…

Das sind nur drei der sieben Schicksale, die nüchtern und leidenschaftslos vorgestellt werden. Sie geben Einblick in den Alltag von Menschen mit „Adipositas per magna“, der ausgeprägtesten Form der Fettleibigkeit, Menschen, die kaum aus dem Haus gehen, und wenn, dann unter Qualen und Schmerzen. Alle finden sie den Weg zurück in Richtung Normalität, sie wollen überleben, für sich oder für ihre Kinder, oder um eine Beziehung zu retten.

Zwölf Monate lang werden sie begleitet. Was dann noch passiert, wie es auf Dauer weiter geht, weiter gehen wird, wissen wir nicht. Es gibt dazu keine Informationen. Aber die sieben Filme sind eine eindrückliche Dokumentation des Lebens „mit 300 Kilogramm“, sehenswert für alle, die sich ernsthaft mit der Thematik befassen, auch für Leute, die eine Bypass-OP in Erwägung ziehen (müssen), denn sie zeigt schonungslos auf, womit man konfrontiert ist, vor und nach der Operation. Dass dies alles in Amerika stattfindet, ändert an der individuellen Situation wenig. – Hier geht es zur Doku-Serie.