19/7  Mega dick

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:49

Diskriminierung in der Sommerhitze. Da verfasst ein Autor mit geschliffener Feder einen Blog zum Thema „verkappter Sexismus“, wie er ihn im Badi-Alltag bei Mütter-Grüppchen beobachten bzw. belauschen konnte. Ein lesenswerter Tagi-Blog an sich.

Aber im Diskussionsforum der Kommentare liest man dann heute eine Ergänzung aus dem badifreien Alltag: Leser Leo Klaus berichtet um 13.12 Uhr von einem Gespräch, dessen Zeuge er unfreiwillig geworden war. Eine Frau sprach mit ihrer Freundin am Handy über einen Bewerbungs-Vorgang, das ging so:

“Du, du bekommsch sicher de Job. Weisch, die angeri isch au cho schnuppera, isch ok gsi, aber weisch wie MEGA DICK sie isch.”

Nachher weitere 5 Minuten lang eine Diskussion über die Dame, die nach eigenen Angaben wegen einer Hormonstörung übergewichtig sei, und schlimmer noch, sie hat wohl den Job nur deswegen nicht bekommen, obwohl man ihr wohl was anderes erzählt hat.

Und da wirft man uns Männern Sexismus vor. Mag sein, aber so schlimm artet es bei uns denn auch nicht aus.

„Mega dick“ zu sein als ultimativer Makel bei einer Bewerbung auf einen Job, für den man eigentlich durchaus qualifiziert wäre… das ist bitter. Wobei ich den letzten Satz des zitierten Beitrags von Leo Klaus noch relativieren möchte: Ich bin mir nämlich gar nicht sicher, ob es bei „uns Männern“ nicht genau so „schlimm“ ist. Dabei geht es nicht einml um böswillige, bewusst verletzende Herabwürdigung übergewichtiger und adipöser Menschen. Wie oft habe ich mich selber ertappt, wie ich in bestimmten Situationen abfällige, ja geradezu hinterhältige Gedanken hatte, wenn ein „dicker“ Mensch sich in einer exponierten Situation befand. Die Versuchung, sein Verhalten, das momentan irritiert, direkt mit seinem Körpergewicht in Verbindung zu bringen, ist enorm. Und sogar ich, der ich es ja eigentlich von allen am besten wissen müsste, bin nicht gefeit vor mentalen Ausrutschern… oder noch Schlimmerem.

Man kann, das ist die sommerliche Erkenntnis, solche Gedanken nicht einfach abstellen oder verbieten… aber man kann sich bemühen, sie, wenn sie sich einmal einschleichen, sich bewusst zu machen und sie abzufangen, bevor sie irgendwo in unserer Umwelt Schaden anrichten.

Auf zum nächsten Badi-Besuch, wenn möglich Diskriminations-frei!