21/7  Fett – gekühlt

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:49

Kaum ist es etwas wärmer geworden, jammert der verwöhnte Schweizer im Chor mit der verwöhnten Schweizerin. Viel zu heiss, stöhnen sie, schaffen sich Ventilatoren an und drehen die Klimaanlagen auf höchste Stufe.

Um den Wärmehaushalt des Körpers zu reguliern, muss der menschliche Organismus Energie aufwenden. In einer kalten Umgebung muss er Wärme erzeugen, bei Hitze muss er Schweiss verdampfen, um seine Aussenhaut zu kühlen… Keine zusätzliche Energie verbraucht, wer sich in wohltemperierten Räumen aufhält.

Die Aussentemperatur hat auch einen Einfluss auf unseren Appetit. Bei grosser Hitze ist er gedrosselt, dem Körper werden weniger Kalorien zugeführt. Ein US-Forscher-Team der Universität von Alabama, Birmingham, hat nun herausgefunden, dass Menschen, die sich in klimatisierten Räumen aufhalten, auch in der wärmeren Sommerzeit im gleichen Masse futtern, als ob es kalt wäre. Die natürliche Regulierung der Energiezufuhr wird durch die künstliche Kühlung der Umwelt abgeblockt.

Wie viel dies in Pfund und Kilogamm ausmachen kann, wird nicht im Detail dargelegt. Entscheidend ist, dass dieses Phänomen ein weiterer Pflasterstein auf dem Weg zur Adipositas ist, verursacht durch unsere aktuelle Zivilisation mit ihrer technologischen Hochkultur: ein zusätzlicher Kollateralschaden des Wohlstands.

Und kaum haut uns die Presse diese Erkenntnis um die Ohren… was machen wir? Stellen wir die Klimageräte ab? Begeben wir uns aus der kühlen Stube hinaus in die brütende Stadthitze? Geniessen wir das Kullern der Schweissperlen von Stirne und Wangen?

Nein! Der uns offenbar angeborene Schutzmechanismus ist stärker und unverwüstbar: Lieber genehmigen wir uns eine weitere Portion Glacé aus dem Tiefkühlfach, es gibt sie hier in einer Packung à 12 Stück für nur 2 Franken 50. Noch nie waren kühlende Kalorien billiger! – Auch wenn wir kein Klimagerät im Büro haben: ums Zunehmen kommen wir bei Sommerhitze kaum herum!