6/10  Das andere Euter

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:57

Was ist aus Milch und Honig geworden. Einst in alttestamentarischer Zeit der Inbegriff von Wohlergehen und Überfluss im verheissenen Land gemäss dem 2. Buch Moses… und nun?

Die Bienen sterben dank globaler Agrochemie weg und im Honig werden Pestizide nachgewiesen. Immer mehr Leute meinen an Laktolse-Intoleranz zu leiden und der bekennende Veganer wendet sich aus Überzeugung vom „Kuhsaft“ ab. Ersatz-Produkte sind im Aufwind.

Die Industrie reagiert und stellt Kunstmilch her aus Substanzen, die auch ökologisch überzeugende Vorteile bieten: die alternative Fabrik-Milch mit Protein-Verbindungen aus Zucker und pflanzlichen Fetten benötigt für ihre Herstellung 91% weniger Land, 98% weniger Wasser, zudem entsteht 84% weniger CO2, gemessen am Verbrauch bei herkömmlicher tierischer Milch. Dazu keine Massentierhaltung, keine Quälzucht mit überdimensional vergrösserten Eutern und abgebranntem Gehörn und kein „Nahrungsraub“ an den unschuldigen Kälblein…

Gross im Kommen ist offenbar die Bananen-Milch, bestehend aus Bananen (mit natürlicher Süsse) und Wasser; sie löst die Soya-Milch ab, sagt man. Weitere Milch-Grundlagen sind: Mandeln, Hafer, Reis, Cashew-Nüsse… Damit hat die Milchbauern-Romantik langfristig ausgedient, der Markt reagiert auf die Bedürfnisse der KonsumentInnen.

Noch wissen wir nicht, wie sich der Trend auf die übrigen Milchprodukte auswirken wird. Ob sich ein würziger Bergkäse auch aus Mandelmilch produzieren lässt? Die Aroma-Industrie wird es vielleicht richten. Wir Food-Nostalgiker werden uns aber immer noch an den Geschmack der Wildkräuter erinnern, mit dem wir uns auf der Alp den warmen Strahl direkt von der Zitze in den Mund gespritzt haben, wie wohl einst unsere Vor-Vorfahren, als sie den Jäger-Sammler-Job an den Nagel hängten und sich der Tierzucht zuwandten.

Aber auch wir sind zum Aussterben verurteilt, dereinst.