5/10  Am 11. Oktober…

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:36

…ist es so weit. Da wird zum zweiten Mal der „World Obesity Day“ begangen, der Adipositas-Welt-Tag. Es gibt ja inzwischen für alles und jedes einen Welt-Tag. So viele, dass die Tage im Lauf des Jahres längst nicht mehr ausreichen. Und neben den Welt-Tagen gibt es die kontinentalen Gedenktage sowie die nationalen Tage des einen oder anderen Themas.

Vor einigen Jahren wurde in Europa der EOD – der European Obesity Day – ausgerufen und wir haben ihn einige Male auch begangen, bis er dann, mangels Sponsoren, eines stillen Todes gestorben und wieder in Vergessenheit geraten ist. Nun also hat die World Obesity Federation, ein Zusammenschluss von 50 regionalen professionellen Obesity-Organisationen, einen jährlichen Thementag etabliert, im Rahmen ihrer Kampagnen-Aktivitäten, um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und einen Beitrag zu leisten, um die weltweite Adipositas-Epidemie einzudämmen.

In diesem Jahr stehen thematisch die Kinder und Jugendlichen im Vordergrund. Die Regierungen aller Länder sollen ermutigt werden, die nötigen Vorkehrungen zu treffen, um der Fettleibigkeit bei Kindern entgegen zu wirken. Die Empfehlungen, die von der zuständigen WHO-Kommission abgegeben werden, beruhen auf sechs Säulen: gesund essen, ausreichend bewegen, Beratung bereits in der Schwangerschaft, richtige Ernährung für Säuglinge, Gesundheitsförderung der Kinder, Gewichtskontrolle…

Die Bedeutung der Adipositas-Prävention bei Kindern und Jugendlichen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie beginnt heute schon vor der Geburt und ist eine permanente Herausforderung angesichts der Vielzahl der „Fallen“, welche der aktuelle Lebensstil in unserer Zivilisation für die heranwachsenden Erdenbürger bereitstellt. Fachliche Hilfe bekommt man hierzulande vom Schweizerischen Fachverband Adipositas im Kindes- und Jugendalter akj und im Rahmen vonzahlreichen Kantonalen Aktionsprogrammen, die durch Gesundheitsförderung Schweiz koordiniert werden. Und zwar das ganze Jahr, nicht nur am 11. Oktober…




4/10  Welt-Index

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:44

Er sei, höre ich immer wieder, ja doch nicht präzis. Es geht um den Body Mass Index, den BMI. Weil er ja nur auf die mathematische Relation zwischen der Körpergrösse in Centimetern und dem Gewicht in Kilogramm abgestützt ist und dabei völlig ausser Acht lässt, aus welchen „Elementen“ die gemessene Person besteht: Muskelmasse, Körperfett, Wasser… und wie viel Energie sie in ihrem Alltag verbraucht.

Deshalb werde bei einem Bodybuilder, der aus reinen Muskelpaketen besteht, ein BMI diagnostiziert, der eindeutig auf Adipositas hinweise, obwohl der Mann kein Gramm Fett an seinem Körper habe… Das ist rechnerisch richtig so, sagt aber noch nichts aus über die „Untauglichkeit“ des BMI als grobe Richtschnur für die Übergewichts-Klassifizierung, wie sie nach wie vor von der Weltgesundheitsorganisation WHO vorgegeben wird.

Eben wurde wieder eine kartografische Übersicht publiziert, wie ausgeprägt die Adipositas (BMI grössser als 30) in den verschiedenen Ländern der Welt vorhanden ist, ausgewiesen nach Männern, Frauen, Buben und Mädchen. Erstmals sind in dieser Karte auch Werte für die Schweiz eingetragen, basierend auf Erhebungen aus den Jahren 2011/2012. Demnach sind 14,7% der erwachsenen Männer adipös. Bei den Frauen sind es 12,8%. Bei den Jungs macht der Anteil 17,2% aus, bei den Mädchen 17,8%.

Die Schweiz liegt etwas unterhalb des europäischen „Mittelfelds“. Am ausgeprägtesten ist die Adipositas in den USA mit durchschnittlich 35%, in Australien beträgt sie 27% und in Grossbritannien 24%.

Aber die Hinterfragung des Body-Mass-Wertes ist berechtigt. Er gibt keine verbindliche Auskunft über den individuellen Gesundheitszustand. Es gibt „gesunde Dicke“ ebenso wie kränkliche „Sprenzel“… er kann je nach Kontinent und Ethnie mehr oder weniger variieren, die gesundheitlichen Risiken sind keine absolute Grösse, aber sie sind doch vorhanden und lohnen eine vertiefte Abklärung, wenn ein gewisser Grenzwert überschritten ist.

Ich mache in diesem Zusammenhang gerne wieder einmal auf den Smart-BMI-Calculator aufmerksam: er berücksichtigt neben Grösse und Gewicht auch das Geschlecht, das Alter, die Herkunft sowie Ernährungs- bzw. Diät-Aspekte. Er wird mit zunehmendem Lebensalter gnädiger, verschiebt die Risiko-Grenze etwas nach oben, ehe das Alarzeichen Übergewicht/Adipositas erscheint. Das hat eine beruhigende Wirkung, die man sich gönnen kann.

 




3/10  Chancengleichheit?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:32

Was lesen und hören wir nicht alles über Diskriminierung. Den Dicken geht es schlecht. Sie werden verspottet, ausgegrenzt, niedergemacht, gemobbt. Sie haben keine Chance bei Bewerbungen (sobald sie ein Foto von sich beilegen müssen), sie verdienen im Schnitt weniger als Normalgewichtige…

Das alles trifft zu, ist bedauerlich und muss mit allen Mitteln bekämpft werden, damit niemand durch sein Abweichen von einer vermeintlichen Norm benachteiligt wird. Toleranz und Rücksicht sind gefragt, ebenso Akzeptanz.

Da ist es dann doch direkt eine Art Lichtblick, wenn ich heute in einem Artikel im Tages-Anzeiger lese, dass im Bordell die dünnen Mädchen weniger verdienen, das heisst: weniger „gefragt“ sind als die fülligeren Damen, an denen etwas dran sei. Die Gäste, sagt die Betreiberin des Etablissements, möchten weibliche Kurven und rundliche Formen, Schönheit und Alter seien nebensächlich, im Gegenteil, allzuviel an Makellosigkeit schüchtere den Normalo-Schweizer eher ein.

Dieser Tatbestand mag uns etwas über die sonstige Ungleichheit der Chancen hinwegtrösten, auch wenn nicht alle Betroffenen ausgerechnet auf diesem Gebiet Kompensation für erlittenes Ungemacht suchen und finden werden… Diese emotionale Präferenz stellt doch ein nützliches Korrektiv dar zum weit verbreiteten Schlankheits- und Schönheitswahn, in den viele sich treiben lassen, auch wenn ihnen das rational gar nicht bewusst ist.