10/1 Ein Leserbrief
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 14:04 |
Übers Wochenende war ich wieder einmal in den Medien. Das löst immer die eine oder andere Reaktion aus. Heute finde ich einen Leserbrief im Tages-Anzeiger, vom Fitness-Ur-Guru Fritz Bebie. Er weist darauf hin, dass man, um schlank zu bleiben, wenig und ausgewogen essen und sich ausreichend bewegen sollte. Und warnt vor einer einseitigen Ernährung, insbesondere vor einer Low-Carb-Diät, da diese „neben diversen Nebenwirkungen zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und aufgrund von zu vuiel Eiweiss (Fleisch) auch zu einer Säureüberproduktion im Körper“ führe.
Ich habe ihm dann folgendes geschrieben:
Lieber Fritz Bebie
Danke für den ergänzenden Leserbrief, dem «grundsätzlich» zuzustimmen ist, auch wenn er etwas undifferenziert daherkommt. Die In/Out-Regel zweifelt ja niemand an, aber es kommt in der Praxis eben auch auf die Ausgangs-Situation an. Wenn jemand – durch welche Lebensumstände und Fehlverhalten immer – einmal den Zustand extremer Adipositas erreicht hat, dann kann ihm die simple Formel mit dem «weniger essen und mehr bewegen» nicht mehr helfen, weil er sich kaum noch bewegen kann und weil besondere hormonelle Faktoren sein Essverhalten und seinen Stoffwechsel mit beeinflussen. In dieser Situation ist es auch nicht egal «was» man isst, da nicht alle Lebensmittel bezüglich anhaltender Sättigung in gleicher Weise verstoffwechselt werden. Dazu kommt im Einzelfall auch die individuelle Situation der Darmbakterien, deren Einfluss auf die Entstehung der Adipositas erst jetzt erforscht wird.
Das Konzept, mit dem ich jetzt in anderthalb Jahren 76 Kilo verloren habe, basiert auf der ketogenen Ernährung, die in der Ernährungsberatung bei Adipositas zunehmend positiv reflektiert wird. In meinem Fall ist die Gefahr von «zu viel Eiweiss» nicht gegeben, da ich mit dieser Formel (nur noch einmal täglich) wesentlich weniger Fleisch zu mir nehme als mit meinem früheren Essverhalten. Zudem verzichte ich komplett auf Milch-Eiweiss-Produkte und Eier. Von einer «Säureüberproduktion» hat man bei meinen regelmässigen Blutanalysen bis heute nichts festgestellt. Von den im Leserbrief prognostizierten Herz-Kreislauf-Beschwerden habe ich bis jetzt noch nichts verspürt, im Gegenteil: es geht mir punkto persönlicher Fitness heute besser als je seit meinem Herzinfarkt vor 10 Jahren. Aber ich werde mich durch meinen Herzspezialisten gründlich durchchecken lassen, wenn ich die 100-Kilo-Grenze unterschritten habe und 80 Kilo weg sind.
Man sollte Menschen, die auf der Suche sind nach einer Lösung für ihr Adipositas-Problem, nicht unnötig Angst machen vor möglichen Nebenwirkungen, die – selbst wenn sie einträten – nicht gravierender sein können als das, was das viel zu grosse Körpergewicht bewirken würde.
Mit freundlichem Gruss
Heinrich von Grünigen