23/1  Im Dienst

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:19

Dass übergewichtige Soldaten im Feldeinsatz Probleme haben – und bereiten können – ist eine alte Geschichte. Und dass die Armee ihre Angehörigen nach deren physischen Leistungen ausgehoben und eingeteilt hat, war schon vor über 50 Jahren so, als ich selber vor dem damaligen Aushebungsoffizier in der Turnhalle des Liebefeld-Schulhauses antreten musste. Meine Leistungen beim Sport-Test (Laufen, Klettern, Werfen) waren so schlecht, dass er mich fragte, ob ich wirklich zum Militär wolle… Und weil ich mir damals noch nicht vorstellen konnte, die Ersatzsteuer berappen zu können, sagte ich mit Überzeugung: Ja! So kam ich zu den Fliegerabwehr-Funkern, wo es mehr auf das Mundwerk als auf die Muckis ankam.

Nun hört und liest man, dass die Sicherheitspolitische Kommissison des Nationalrates vorschlägt, um genügend Nachwuchs für das Militär zu generieren, seien auch übergewichtige Rekruten und Menschen mit leichter körperlicher Behinderung für entsprechende Büro-Jobs zuzulassen. Das Thema war der Redaktion von 20minuten wichtig genug, mich gestern Sonntag zu kontaktieren und um die Meinung der SAPS zu fragen. Und heute kam sogar eine Reporterin im Auftrag von TeleBern vorbei, um mein Statement aufzuzeichnen.

Was soll man dazu sagen: selbstverständlich ist es ok und zu begrüssen, wenn auch Übergewichtige als vollwertige Mitbürger ihren Dienst am Vaterland leisten können und nicht ausgeschlossen werden. Ihre intellektuellen Fähigkeiten und speziellen Begabungen sind durch das Körpergewicht weder verringert noch beeinträchtigt. Ich hatte während meiner ganzen Militär-Karriere nie unlösbare Probleme mit meinem Gewicht. Betroffen war allenfalls das Personal in der Schneiderei im Zeughaus, das mir periodisch neue Uniformen nach Mass anfertigen musste, wenn ich wieder einmal die gängigen Normgrössen sprengte. Aber ich hatte dabei stets den Eindruck, es erfülle sie eine Form von Berufsstolz, wenn sie mit einer neuen Kluft aufwarten konnte, die mir im wahrsten Sinn des Wortes auf den Leib geschneidert war. Unbequem für mich war bloss, dass ich stets mehrere Versionen des Kampfanzuges (Winter/Sommer) zuhause haben und mitnehmen musste, da diese ja nicht beim Einrücken vor Ort gefasst werden konnten…

Ich wünsche den dickeren Kameraden – wenn die Empfehlung der Kommission denn dereinst umgesetzt wird – alles Gute und einen befriedigenden Dienst.