20/2  Lügen und „alternative Fakten“

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:34

Es wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Nicht nur im neu bestellten Weissen Haus, das zum Piniocchio-Palast zu verkommen droht, sondern auch anderswo. Und die Grenzen beginnen zu verschwimmern zwischen dem, was man aufgrund von Fakten in guten Treuen für „wahr“ halten darf, und dem, was aus dem Reich der Phantasie stammt, von der harmlosen Schummelei bis zum hinterhältigen Lügenkonstrukt.

Ein subtiles Müsterchen wurde heute Morgen in der Radio-Konsum-Sendung „Espresso“ abgehandelt: eine Schulklasse hatte im Chemie-Unterricht eine Frucht-Limonade analysiert und dabei festgestellt, dass von der Frucht, die auf der Etikette abgebildet und im Namen des Getränks genannt wird, nicht die winzigste Spur vorhanden ist. Der Geschmack stammt allein von synthetisch hergestelltem Aroma.

Die Abklärung des „Falls“ ist ernüchternd: diese Bezeichnung in Wort und Bild stellt keinen „Betrug“ dar, sondern hält sich genau an die rechtlichen Vorgaben, schöpft den Buchstaben des Gesetzes wortwörtlich bis zur Grenze aus und kann de jure nicht beanstandet werden. Das heisst: wir müssen mit dieser Wirklichkeit leben und unsere Aufmerksamkeit schärfen, solche Botschaften kritisch hinterfragen, die Details auf der Deklaration lesen und unsere eigenen Schlüsse ziehen, ehe wir den Verlockungen der Werbe-Raffinesse erliegen.

Vom permanenten Kampf um Glaubwürdigkeit in der Argumentation zeugt auch der aktuelle Newsletter der Verbraucher-Organisation foodwatch, die sich momentan ein veritables Duell liefert mit Food-Verbänden in Deutschland, die mit allen Mitteln versuchen, die Kritik seitens der Konsumentenschützer zu diskreditieren, wobei beide Parteien nicht geizen mit gegenseitigen Lügen-Bezichtigungen.

Auch hier sind wir als staunende LeserInnen in der Pflicht, den kritischen Überblick zu behalten und allzu vollmundigen Bahauptungen mit gesundem Misstrauen zu begegnen: es geht schliesslich um unser eigenes Wohlbefinden.