21/2  Der Fleisch-Fluch

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:19

Alles andere nur Beilage. Wie dumm darf Werbung sein? Oder tut sie nur so? Wie ein Anachronismus muten die Botschaften an, die uns die heimische Fleischweirtschaft vermittelt, indem sie so tut, als wären die tierischen Faserzellen das Nonplusultra in unserer Ernährung und die wahre Krönung jeder Mahlzeit. Grill-Ueli for President!

Die Titel-Story in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL deckt schonungslos auf, welche Rolle die heutige Massenproduktion von Fleisch sowohl im Rahmen der Klimaerwärmung spielt, als auch bei der globalen Zerstörung landschaftlicher Ressourcen.

Fleisch, einst unverzichtbares Nahrungs-Element für die Evolution unserer Vorfahren, ist durch den weltweiten Massenkonsum zu einer Belastung geworden: 30 Schweine, zwei ganze Rinder und 400 Hühner vertilgt der durchschnittliche Mitteleuropäer im Laufe seines Lebens… 70% der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche dienen einzig der Futtergewinnung für die Fleischproduktion, 80% der gesamten Soja-Ernte werden in der Tiermast verfüttert und 18% der Treibhausgase werden durch die Fleisch-Fabrikation verursacht – mehr als der gesamte Auto- und Flugverkehr zusammen.

Würden alle Menschen auf der Welt gleich viel Fleisch konsumieren wie wir, so brauchte es dazu dreimal unsere Erde, um die Produktion sicherstellen zu können. Eine perverse Vorstellung: die Fleisch-Fabrikation runiert unsere Welt und der Fleisch-Verzehr kann unsere Gesundheit gefährden. Die WHO empfiehlt daher, pro Tag nicht mehr als 86 Gramm Fleisch zu essen, das entspricht etwa einem Wienerli. Wir essen im Schnitt mehr als das Doppelte.

Gibt es Alternativen? Weltweit wird nach Lösungen gesucht: Ersatz-Produkte für Burger aus pflanzlichen Stoffen stehen kurz vor der Einführung. „Zuchtfleisch“, im Reagenzglas produziert, hat sich in den letzten jahren perfektioniert: kostete der erste künstlich herangezüchtete Hamburger noch 250’000 Dollar, ist derzeit das Kilo Retortenfleisch schon für 75 $ zu haben.

Wer es ernst meint mit dem Umweltschutz, sollte also so rasch wie möglich seinen Fleischverzehr reduzieren, auf Ersatz-Produkte ausweichen, die umweltverträglich hergestellt werden, und dabei auch Gutes für seine Gesundheit tun. „Richtiges“ Fleisch von echten Tieren würde so, sagen die Experten voraus, über kurz oder lang zur Luxus-Delikatesse, die sich nur noch die oberste Geniesser-Schicht leisten könnte. Alle andern ernähren sich von Standard-Produkten aus synthetischer Produktion… Oder es gibt – wie in unserer Kindheit – nur noch einmal pro Woche Fleisch.

Ein kurzes Video illustriert die Thematik eindrücklich.